Rezension

Der ständige Begleiter ist die beklemmende Angst!

Ich beobachte dich - Chevy Stevens

Ich beobachte dich
von Chevy Stevens

Bewertet mit 4.5 Sternen

Lindseys ständiger Begleiter ist die Angst. In ihrer Vergangenheit durchlebte sie mit ihrem gewalttätigen Ehemann Andrew die Hölle auf Erden. Das einzig Positive: In dieser Ehe entstand ihre wundervolle Tochter Sophie. Diese ist Lindseys Rettungsanker, der ihr ermöglicht, vor ihrem Mann zu fliehen. Glücklicherweise musste Andrew wenig später auch für mehrere Jahre ins Gefängnis. Aber nun ist er frei und Lindsey in ernsthafter Gefahr. Nur leider will ihre Tochter alles daran setzen, ihren Vater endlich kennen zu lernen…

Hinter der Marke „Chevy Stevens“ steht ganz klar die Qualität und das Geschick der geführten Manipulation. Ihr Schreibstil ist berauschend und sorgt dafür, dass die Seiten nur so dahinfliegen. Ihre Figuren stellt sie so dar, dass man einen klaren Bezug zu ihnen hat und dementsprechend auch besser in die Geschichte eintauchen kann. Man kann eine Beziehung zu ihnen aufbauen und hat auch das Gefühl, sie kritisch beleuchten zu können.

Häusliche Gewalt ist eine sehr harte Thematik, die schnell schwer im Magen liegt. Öfter fiel mir auf, dass ich um das Buch herumschlich und mich damit schwer tat, mich wieder mehr mit der Geschichte auseinanderzusetzen, obwohl die Seiten nur so dahin flogen, wenn ich das dann einmal tat. Vielleicht ein gesunder Abwehrmechanismus. Denn hier wird man wirklich teils mit harter Kost konfrontiert. Man spürt Lindseys Leid förmlich und fragt sich, wie ein Mensch so viel Pech haben kann. Man sympathisiert mit ihr und dementsprechend belastend ist es auch mitzuerleben, wie zermürbend die Zeit für sie wird, als Andrew wieder aus dem Gefängnis entlassen wird.

Ihr Ex-Mann scheint sie nämlich auf einmal wieder zu stalken. Zugleich beteuert dieser aber auch seine Unschuld. Als Leser geht man natürlich voreingenommen an die Geschichte ran. Das Buch ist mit Zeitsprüngen aufgeteilt, sodass man etappenweise erfährt, wie schrecklich Lindseys Leben früher war und wie schön es im Vergleich nun heute ist. Dennoch zweifelt man auch immer wieder an seinen Instinkten: Ist es nicht viel zu offensichtlich, wenn Andrew hinter allem steckt?

Die Geschichte ist aufwühlend und schockiert immer wieder aufs Neue. Es kommt zu Wendungen, mit denen ich niemals gerechnet hätte. Sie zeigt vor allem, wie geschickt man sich doch auch täuschen lassen kann, auch wenn man bereits schon auf der Hut ist. Das ist wahrscheinlich auch das, was mich an dem Ganzen am meisten entsetzt hat.

Insgesamt kann ich diese Geschichte nur jedem ans Herz legen. Sie zeichnet sich nicht durch ausgezeichnete Spannung aus, sondern durch ein kontinuierlich beklemmendes Gefühl in der Magengrube. Es regt zum Nachdenken an und reißt einen zugleich auch vollkommen mit sich. Insgesamt vergebe ich dementsprechend 4,5 Sterne. Ich freue mich definitiv auf weitere Werke von Chevy Stevens!