Rezension

Ein bisschen mehr erwartet

Scythe - Der Zorn der Gerechten - Neal Shusterman

Scythe - Der Zorn der Gerechten
von Neal Shusterman

Bewertet mit 3.5 Sternen

Band 1 der Reihe hat mich vor allem mit dem interessanten Weltenkonzept abholen können und ich war sehr gespannt darauf, wie sich das weiter entwickeln wird. Denn dass nicht alles so gut bleiben wird, hat sich da ja schon angedeutet.

Der Erzählstil des Autors gefällt mir nach wie vor gut, auch der Sprecher macht einen tollen Job. Am Anfang der Kapitel gibt es auch hier immer wieder Einblicke in die Tagebücher der Scythe, aber auch der Thunderhead darf vielfach zu Wort kommen, was ihn auf jeden Fall sehr viel greifbarer gemacht hat und man seine Entscheidungen auch nachvollziehen konnte.

Den Klappentext finde ich im Nachhinein ein wenig unglücklich gewählt. Er verspricht ein paar Dinge, die das Buch so nicht hält und könnte damit auch ein paar falsche Erwartungen wecken. Zum Beispiel bei der angedeuteten Liebesgeschichte ... die ist über die gesamte Handlung hinweg nicht wirklich vorhanden und wird kaum thematisiert. Was ich nicht als schlecht empfunden habe, aber es können dadurch falsche Erwartungen geschürt werden.

Erzählt wird die Geschichte hier auch wieder aus einer Vielzahl von Sichten, Rowan und Citra nehmen da gar einen recht kleinen Raum ein. Vor allem Rowan kam mir hier viel zu kurz. So sehr ich die Einblicke bei den verschiedenen Scythe wegen der Vielfalt der Einblicke gemocht habe, so sehr hätte ich mir auch gewünscht, dass man die beiden Protagonisten aus dem ersten Band nicht vergisst. Das fand ich dann schon ein wenig schade. Zumal man als Leser recht schnell viel mehr wusste, die Charaktere aber eben noch nicht so weit waren.

Neu zum Hauptcast kommt Greyson, der mri eigentlich ganz gut gefallen hat. Seine Geschichte hat hier interessante Wendungen reingebracht und so einige Überraschungen im petto gehabt. Wenn ich leider auch sagen muss, dass ich es schade fand, dass er zum Ende kaum noch Auftritte hatte.

Ansonsten haben wir eine Vielzahl an Charakteren, wobei ich mich mit einigen der von ihnen getroffenen Entscheidungen doch recht schwer getan habe. Beispielsweise mit denen von Tiger. Aber auch Rowan hat mich ein bisschen enttäuscht. Von anderen wiederum hätte ich mir einfach mehr Präsenz gewünscht. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass es so langsam zu viele erzählende Charaktere werden und somit eben einige unter den Tisch fallen.

Die Handlung war wieder unglaublich vielschichtig und hatte einige überraschenden Wendungen im petto. Man lernt das Scythetum noch intensiver kennen und auch die verschiedenen Seiten innerhalb dessen bekommen hier ihren Raum. In diesem Konflikt hält sich die Handlung auf, was sie stellenweise sehr spannend gemacht hat. Vor allem die einzelnen Schicksale in diesem Konstrukt. Und gerade am Ende kommt es zu einigen Ereignissen, die man so hätte nie vorher sehen können und die sehr viel für den finalen Band versprechen. Denn wie soll es nun weitergehen?

Warum gebe ich dann trotzdem "nur" 3.5 Sterne?

Weil ich gestehen muss, dass mir einige von den Wendungen am Ende eben nicht zugesagt haben. So sehr ich sie objektiv gelungen und überraschend fand, ebenso sehr haben sie mir subjektiv einfach nicht gefallen. Gerade was eine bestimmte Person angeht, fand ich die Entwicklungen einfach bescheiden und hätte mir da was anderes gewünscht.

Vermutlich werde ich den finalen Band noch hören, denn es fühlt sich so schon recht unfertig an. Andererseits hab ich die Befürchtung, dass es der Band recht schwer haben wird, mich überzeugen zu können - eben weil ich mit den Entwicklungen nicht so richtig zufrieden bin.

Mein Fazit
Das Weltenkonzept und die Entwicklungen des Scythetums faszinieren mich nach wie vor sehr. Die Handlung des Bandes hatte einige überraschende Wendungen zu bieten und war von der Spannung her immer recht weit oben. Gerade zum Ende hin passierten Dinge, die man so wohl nie für möglich gehalten hätte. Ich fand es ein bisschen schade, dass Citra und vor allem Rowan an Präsenz eingebüßt haben. Auch wenn die Geschichten der anderen Charaktere spannend sind, haben mir die beiden doch gefehlt. Auch bin ich nicht mit allen ihrer Entscheidungen einverstanden gewesen. Auch hadere ich ein bisschen mit den Entwicklungen am Ende ... so spannend und überraschend sie waren, so sehr haben sie mir subjektiv einfach nicht zugesagt. Mal schauen, wie das dann im finalen Band noch weitergehen wird.