Rezension

Der Zorn der Gerechten

Scythe - Der Zorn der Gerechten - Neal Shusterman

Scythe - Der Zorn der Gerechten
von Neal Shusterman

Bewertet mit 5 Sternen

Citra ist jetzt eine Scythe. Sie ist ein moderner Sensenmann, der entscheidet, wann das ewige Leben zu Ende geht. Obwohl diese Berufung an sich schon schwierig zu bewältigen ist, treten immer mehr skrupellose Scythe aus den Reihen hervor, um die Regeln der alten Ordnung auf den Kopf zu stellen. Ein tödlicher Machtkampf beginnt.

"Scythe. Der Zorn der Gerechten" ist der 2. Band von Neal Shustermans Scythe-Trilogie. Basis dieser dystopischen Reihe ist die Vervollkommnung menschlichen Lebens. Die Menschheit verfügt über umfassendes Wissen, massivem Wohlstand und Unsterblichkeit - wenn die Gefahr der Überbevölkerung nicht wäre. Hier treten die Scythe ihre Berufung an, indem sie entscheiden, wann jemand zu gehen hat.

In diesem Band nimmt das Scythethum politische Züge an. Es geht um Macht, um Korrumpierbarkeit und umtriebige Machenschaften. Die Scythe der neuen Ordnung stellen sich gegen die Scythe der alten Garde und kämpfen darum, wer die Regeln bestimmt. Damit ist Shusterman erneut sehr aktuell, weil er genauso Terrorismus, Bürokratie und Intrigen reinspielen lässt, und seine Leser erneut in Staunen versetzt! 

Natürlich trifft man in dieser Fortsetzung alte Bekannte aus dem ersten Teil wieder. Dennoch darf man sich nicht erwarten, dass nach Schema F gehandelt wird. 

Citra tritt ihre Stellung als Scythe Anastasia an. Anfangs war es für sie noch ungewohnt sich ihrem neuen Leben zu fügen. Immerhin ist sie binnen eines Jahres vom normalen Mädchen zum Scythe-Lehrling und mittlerweile zum Junior-Scythe geworden. Nach und nach lebt sie sich ein, identifiziert sich mit dem Scythetum, vertraut auf die Prinzipien der alten Garde und weiß daher, wofür sie zu kämpfen hat.

Auch Rowan erscheint auf der Bühne. Im ersten Band hat er gemeinsam mit Citra seine Lehre angetreten, jedoch wurde ihm die Ehre ein Scythe zu sein verwehrt. Rowan stellt sich gegen die neue Ordnung der Scythes und will ihnen zeigen, was Moral zu bedeuten hat.

Zudem führt Shusterman etliche neue Figuren in die Handlung ein, die es noch spannender machen. Es gibt unter anderem Greyson, der vom Thunderhead erwählt wurde, etwas Besonderes zu sein, Scythe Constantin, der die Rolle des Ermittlers innerhalb des Scythetums übernimmt wie auch den weiblichen Widerling Purity, der Greyson den Kopf furchtbar verdreht. 

Viele neue Namen, unterschiedliche Perspektiven und eine Handlung, die von Anfang bis Ende nur packen kann! Shustermans sadistische Ader kommt auf jeder Seite durch, er lässt seine Figuren unglaubliches erleben, nur um ihnen erst recht den Boden unter den Füßen wegzuziehen. 

Außerdem geht der Autor durch die Augen des Thunderheads philosophische Fragen an, die nicht nur die Spannung anheizen sondern laufend einen Denkanstoß bieten. Der Thunderhead ist das System, das die Welt in ihrer Perfektion am Leben hält. Vom Menschen erschaffen, ist er grundsätzlich nur ein Computerprogramm, das aber selbst zu denken begann und für seine Schützlinge nur das Beste will. 

Gerade die Thunderhead-Passagen gefallen mir besonders gut, weil sie Fragen aufwerfen und zusätzliche Blickwinkel ermöglichen. Shusterman spielt hier mit Moral, religiösen Vorstellungen und regt zum Nachdenken an: Brauchen wir den Tod, um Freude am Leben zu haben? Können wir nur gut sein, wenn das Böse zutage tritt? Oder kann es sein, dass sich die Menschheit durch die eigene Technologie selbst erschaffen hat? 

Hoch intelligent, erzählerisch kreativ und mit einem unerschöpflichen Ideenreichtum, lässt der Autor weder Leser noch Figuren zur Ruhe kommen und spannt den Bogen mit jeder Seite etwas mehr. 

Fesselnd und zum Bersten spannend endet dieser zweite Teil in einem grandiosen Finale, dessen Fortsetzung ich kaum erwarten kann! 

Die Trilogie:
1) Scythe. Die Hüter des Todes
2) Scythe. Der Zorn der Gerechten
3) unbekannt