Rezension

Ein Fantasy Juwel

Das Reich der Sieben Höfe - Flammen und Finsternis
von Sarah J. Maas

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem mir der erste Band der Reihe schon so gut gefallen hat, habe ich mit hohen Erwartungen den zweiten Teil gelesen - und ich wurde nicht enttäuscht!
"Flammen und Finsternis" setzt dort an, wo "Dornen und Rosen" endete, wobei es von Vorteil ist, wenn zwischen dem Lesen der Bücher nicht allzu viel Zeit liegt, da man sonst eventuell nicht allen Handlungen problemlos folgen kann.

Nach den Geschehnissen unter dem Berg leidet Fyre an Albträumen und allgemein hat sie psychisch schwer zu kämpfen. Sie kann das Gefühl nicht ertragen eingesperrt zu sein. Tamlin ist ihr dabei keine große Hilfe, da er einerseits mit seinen eigenen Dämonen fertig werden muss und er sie andererseits so sehr beschützen möchte, dass er sie immer mehr in einen goldenen Käfig sperrt. Während Fyre und er sich immer weiter voneinander entfremden, lernt sie Rhysand, den High Lord des Hofs der Nacht, während der Zeit, die sie aufgrund des geschlossenen Pakts mit ihm verbringen muss, immer besser kennen. Bald muss Fyre sich entscheiden, was sie und ihr Herz wirklich wollen...

Im ersten Band hatte ich ja ein paar kleinere Längen bemängelt, das kann ich hier auf keinen Fall. Ich war von der ersten Seite an gefesselt und habe es genossen, wie sich die Geschichte immer weiter entwickelt hat. Es gibt eine ganze Menge Action und Spannung, Humor, aber auch jede Menge Emotionen. Besonders  letztere fand ich toll in die Handlung verpackt.
Sarah J. Maas hat einfach einen wundervollen Schreibstil, bei dem man sich ins Geschehen fallen lassen kann. Auch wenn sie sehr viel beschreibt, habe ich mich dabei nie gelangweilt, sondern es genossen, wie immer neue Bilder in meinem Kopf entstehen und mein Bild von Prythian sich immer weiter vervollständigt. Das Worldbuilding ist der Autorin vollkommen gelungen. Über die verschiedenen Höfe, die unterschiedlichen Arten der Fae oder auch die verschiedenen Handlungsorte - immer wieder gibt es etwas Neues zu entdecken und ich habe jedes Detail aufgesogen wie ein Schwamm.

"Auf die Sterne, die zuhören - und auf die Träume, die wahr werden." (Seite 388)

Fyre hat große Probleme damit das unter dem Berg Erlebte zu verarbeiten. Von der aufmüpfigen Kämpferin aus dem ersten Band ist nahezu nichts mehr übrig geblieben. Was mich zunächst etwas irritiert hat, machte dann aber durchaus Sinn. Amarantha und die Zeit unter dem Berg haben sie gebrochen und sie leidet unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Diese wurde in meinen Augen auch sehr gelungen und authentisch dargestellt.
Insgesamt macht Fyre für mich auch in diesem Buch wieder eine tolle Entwicklung durch und sie ist mir mit der Zeit immer sympathischer geworden.

"Die Wahrheit ist tödlich. Die Wahrheit ist Freiheit. Die Wahrheit kann brechen, schmieden und binden."

Tamlin musste in dem Buch ganz schön viel von seiner Sympathie einbüßen und ich bin ehrlicherweise noch nicht ganz sicher, was ich davon halten soll. Einerseits kann ich sein Verhalten verstehen aber andererseits verhält er sich einfach falsch. Wo ist der liebenswerte, geduldige, sympathische Mann aus dem ersten Teil, der Fyre aus ihrem Schneckenhaus gelockt hat? Ich kann zwar die Hintergründe der Autorin verstehen, aber ganz glücklich bin ich dennoch nicht damit Tamlin gewissermaßen auf die Ersatzbank zu schicken und zu einem Bösewicht zu machen. Hier bin ich ganz besonders gespannt, wie Tamlins Entwicklung im dritten Band sein wird.
Was Tamlin an Sympathie verliert, das gewinnt Rhysand - tausendfach. Er ist ein sehr facettenreicher Charakter und ich hatte großen Spaß daran, jede einzelne Facette nach und nach kennen zu lernen. Ich liebe seinen Humor und seinen Sarkasmus, sine Intelligenz, seine Tiefgründigkeit, sein Temperament aber auch seine Geduld. Er ist einfach unwiderstehlich und ich freue mich jetzt schon auf hoffentlich viele weitere Szenen mit ihm.

"Sternenstaub leuchtete auf seinen Lippen, als er sich zurückzog, uns ich starrte ihn atemlos an. Er lächelte. Es war das Lächeln, das er der Welt neimals zeigen würde, das Lächeln, das er zum Schutz seines Volkes und seines Landes von seinem Gesicht verbannt hatte. Leise sagte er: >Ich ... ich bin sehr froh, dass wir uns begegnet sind, Feyre.<"

Bereits im ersten Teil der Reihe haben für mich einen besonderen Reiz die Nebencharaktere ausgemacht und auch hier war dies wieder der Fall. Doch anders als in Teil eins spielt Lucien, Tamlins engster Vertrauter, keine wichtige Rolle. Ich habe aber die Hoffnung, dass sich das im dritten Teil wieder ändern wird, da ich ihn wirklich spannend als Figur finde.
Stattdessen lernt man Rhysands engeren Zirkel kennen: Amren, Cassian, Azriel und Mor. Jeder für sich ist ein wirklich interessanter Charakter und ich habe es genossen immer mehr über jeden einzelnen von ihnen zu erfahren. Auch hier hoffe ich auf viele weitere schöne Momente und dass jeder einzelne sein ganz persönliches Happy End bekommt.

Fazit:
"Flammen und Finsternis" konnte mich auf ganzer Länge überzeugen. Ich liebe Prythian, die Charaktere - allen voran Rhysand - die Handlung und das ganze Drumherum. Die Reihe wird zu Recht so sehr gehypt!