Rezension

Ein Jugendroman, der lehrt, dass es nicht nur äußerliche Narben gibt

Vor uns das Leben - Amy Harmon

Vor uns das Leben
von Amy Harmon

Bewertet mit 4 Sternen

Vor uns das Leben könnte ein Slogan für jungen Menschen sein, die ihre Schule, Ausbildung, Universität und viele andere Dinge noch vor sich haben im Leben. Sie stehen noch vor Entscheidungen, die später ihren Lebensweg bestimmen. In dem Jugendroman von Amy Harmon geht es um junge Highschool-SchülerInnen in Hannah Lake im Bundesstaat Pennsylvania, die bald ihren Abschluss machen werden. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Fern, ihr im Rollstuhl sitzender Cousin Bailey und der sportlich gutaussehende Ambrose, hinter dem jedes Mädchen schaut. Ambrose ist leidenschaftlicher Ringer im örtlichen Ringerclub, zu dem auch seine Freunde Beans, Jesse, Paulie und Grant gehören. Fern ist eng mit Rita befreundet, die zusammen mit ihr zur Highschool geht. Die Jugendlichen leben in einer Phase, in der es um Schönheit, Intelligenz, Sportlichkeit und Kommunikation geht. Fern sieht sich als graues Entlein im Gegensatz zu ihrer besten Freundin Rita. Fern mag Ambrose, aber Rita ist mit ihm schon zusammen, und außerdem ist Ambrose für Fern unnahbar. Allerdings besitzt Rita nicht die Fähigkeiten, die passende Worte für Ambrose zu finden. Somit schreibt Fern Liebesbriefe für Rita an Ambrose, was irgendwann herauskommt. Fern und Bailey sind nicht nur verwandt, sondern ein Herz und eine Seele. Fern ist für Bailey immer da und hilfsbereit. Bailey sitzt wegen der Krankheit Duchenne-Muskel-Dystrophie seit seinem achten Lebensjahr im Rollstuhl, und ist auf die Unterstützug seiner Familie angewiesen. Nachdem Ambrose sich entschlossen hat, zur Armee zu gehen statt das Stipendium für ein Sport-Studium und Ringer-Training wahrzunehmen, überredet Ambrose auch seine (Ringer-)Freunde, dass sie mit ihm zur Armee gehen. Es ist das Jahr 2001 als die jungen Männer in den Irak gehen. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich die Welt der Männer durch ein folgenschweres Ereignis. Ambrose kehrt mit Narben und Entstellungen im Gesicht nach Hannah Lake zurück. Nun ist nicht mehr alles so wie es vorher war. Doch da sind Fern und Bailey, die ebenso mit ihren Makeln zurecht kommen müssen. Eines haben sie nicht verloren: Spaß haben im Leben.

Amy Harmon erzählt die Geschichte junger Menschen, die ihre Zukunft vor sich haben. Dennoch existieren unter ihnen einzelne Männer und Frauen, die ihre Makel haben: körperlich, seelisch, familiär. Gerade diejenigen, die nicht mit Schönheit gerühmt sind, finden eines Tages zueinander - entweder noch enger oder erst recht - weil das Schicksal sie geprägt hat. Amy Harmon schreibt flüssig, nachvollziehbar und emotional. Sie hat die Thematik 9/11 in Amerika aufgegriffen, um der Geschichte eine gewisse Dramatik zu geben, was ich sehr gut finde. Denn ich weiß nicht, inwieweit sich amerikanische Jugendliche sich mit dem Thema beschäftigen. Somit wird ihnen das Thema bzw. ihre Folgen durch diesen Roman in kleinen Ausschnitten nahe gebracht. Diese Textstellen werden aber nicht politisch diskutiert. Unrealistisch war meines Erachtens die Situation, in der Fern für ihre Freundin Rita Liebesbriefe geschrieben hat, die an Ambrose gerichtet sind. Weil wer schreibt für jemand anderes Liebesbriefe im Auftrag. Die Geschichte habe ich aus meiner Sicht soweit verstanden, dass jungen Menschen eben ihre Makel haben, egal ob körperlich oder seelisch. Was zählt sind die inneren Werte, und nicht die Äußerlichkeiten.

Im Großen und Ganzen habe ich diesen Roman gerne gelesen, und wurde dabei gut unterhalten. Die eine oder andere Textstelle weckt Nachdenklichkeiten. Mir hat dieser Roman überdurchschnittlich gefallen.