Rezension

Ergreifend

Die sieben Königreiche, Band 2: Die Flammende - Kristin Cashore

Die sieben Königreiche, Band 2: Die Flammende
von Kristin Cashore

Bewertet mit 5 Sternen

Wer das Mädchen mit den Haaren wie Feuer einmal gesehen hat, wird es nie wieder vergessen: Fire übt eine unwiderstehliche Macht auf alle Lebewesen in ihrer Nähe aus. Sie kann in die Gedanken anderer Menschen eindringen. Nur nicht in die von Prinz Brigan. Wer ist dieser unnahbare Feldherr und welche Rolle spielt er im Kampf um den Thron? Um Fire herum entspinnt sich ein Netz aus Verschwörungen. Und obwohl sich ihr Innerstes dagegen sträubt, kommt sie dem Prinzen immer näher.

Dies war das erste Buch, das ich aus der Reihe "Die sieben Königreiche" gelesen habe, und es hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Die Geschichte spielt in den Dells, einem Nachbarland der Sieben Königreiche. Anders als dort leben hier keine Beschenkten (also Menschen mit verschiebenartigen Augen und einer besonderen Fähigkeit), sondern Monster - Lebewesen, die ein bestrickendes, unwiderstehliches Äußeres haben. Fire, die Protagonistin, ist das letzte menschliche Monster: sie ist wunderschön und hat flammendes, rotes Haar. Sie kann das in das Bewusstsein anderer Menschen dringen und es, wenn sie will, manipulieren. Da die Menschen Monstern gegenüber sehr misstrauisch bis feindlich gesinnt sind, lebt Fire sehr zurückgezogen. Das ändert sich, als die Königsfamilie sie um Hilfe bittet, um sich gegen verschiedene Feinde zu verbünden und ihre Fähigkeiten, also die Gedanken-"Manipulation", einzusetzen. Aus ihrer ländlichen Zurückgezogenheit zieht sie an den Königshof und trifft dort nicht nur die Königsfamilie, sondern auch neue Freunde, und trägt dazu bei, Verschwörern und Spionen auf die Spur zu kommen. 

Die Story ist sehr vielschichtig und oft berührend. Das liegt m.M.n. vor allem daran, dass die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander, ihre Absichten,Entscheidungen etc. zutiefst menschlich sind. Die Geschichte entwickelt sich sehr langsam, aber nicht langweilig, wie ich fand. Immer wieder gibt es Wendungen oder Enthüllungen, die für immer mehr Tiefe sorgen. Der Ton ist, besonders im letzten Drittel, immer etwas schwermütig, aber durch Fires Charakter auch sehr ergreifend und verständlich. Diese Fantasy-Geschichte behandelt nicht einfach nur irgendein "magisches" Problem, sondern auch viele Emotionen wie Angst, Enttäuschung und vor allem Trauer. Das hat mir sehr gut gefallen und lange nach dem Ende des Buches musste ich noch daran denken. Auch die Liebesgeschichte ist nie ktischig, und auch nicht Mittelpunkt des Ganzen; sie läuft so nebenher und entwickelt sich ebenfalls nur zögerlich, aber sehr real. Es müssen viele Dinge bedacht werden, die einer Beziehung zu einem Monster im Weg stehen, und gerade dass sie nicht einfach übergangen werden, macht diesen Teil der Story so ernsthaft und glaubwürdig. In dem schlichten, aber eleganten Schreibstil fanden sich so viele Sätze, die ich mir am liebsten rot angestrichen hätte und die sehr berührten. Sehr schön finde ich auch, dass das Buch zwar zu einer Trilogie gehört, aber davon unabhängig gelesen und verstanden werden kann. Ich habe danach sofort begierig den ersten Teil, "Die Beschenkte" gelesen, aber dort kommen weder die Charaktere noch die Handlung an "Die Flammende" heran. Es ist ein stilles, tröstendes Buch mit vielen schönen Stellen, das ich sehr gerne noch einmal lesen werde.