Rezension

Freiheit oder Determination?

Half Bad - Sally Green

Half Bad
von Sally Green

Bewertet mit 4 Sternen

In Nathans Welt sind die Dinge klar geregelt - es gibt weiße Hexen, die Guten, und schwarze Hexen, die Bösen. So war es immer, so ist es, und so wird es immer sein. Doch wo soll Nathan sich in diesem Gefüge einordnen, wo er doch von beidem etwas ist? Kann er sich entscheiden, welchen Weg er wählt - oder bestimmt sein schwarzes Blut von Anfang an, dass er ein schlechter Mensch sein wird?

Lesen wollte ich das Buch auf Grund der spannenden Thematik. Freiheit oder Determination, Gene oder Umwelt - dieses Thema beschäftigt die Wissenschaft auch in unserer Welt. In Nathans Welt stellt sich die Frage, ob man wirklich böse geboren wird. Mehr und mehr bekommt der Leser das Gefühl, dass es vielmehr die Umstände sind, die einen Menschen zu einem Schlechten machen. Wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung wird Nathan durch die Angst, die die weißen Hexen vor seinem schwarzen Blut haben, immer mehr in die Ecke gedrängt, er wird gequält, eingesperrt, verachtet. So dass sich beim Leser am Ende nur noch zwei Fragen auftun - Hat Nathan nun wirklich noch eine andere Wahl als sich mit den gleichen Waffen zu wehren? Und wer ist hier nun wirklich "Der Böse"?

Sally Green macht vor gesellschaftlich schwierigen Thematiken nicht halt. Auch das Thema Homosexualität möchte sie in ihrem Buch noch anschneiden. Zu viel, wenn man doch schon den Rassenkonflikt hat? Nein, ich finde nicht. Denn Green geht damit genau so um, wie ich es mir wünschen würde - nämlich völlig selbstverständlich. Sicher, die unerfüllte Liebe ist ein Problem, aber auf einer Ebene auf der sie auch ein Problem wäre, wenn es sich um eine heterosexuelle Verbindung handeln würde. Unter diesen Umständen ist Homosexualität in der Popkultur für mich ein absolut wünschenswertes Thema, da es noch genug Menschen gibt, die das ganze mit Vorbehalten betrachten.

Nathan als Protagonist ist gut gewählt und hervorragend gezeichnet. Man erfährt seinen inneren Konflikt als Leser fast als zum greifen nah. Und Nathan ist ECHT. Wir treffen hier einen ganz normalen kleinen Jungen, beobachten ihn beim aufwachsen und eigentlich, ja eigentlich könnte das auch jeder von uns gewesen sein. Denn die Stärke, die Nathan später zeigt, entspringt aus all dem Leid, dass ihm sein junges Leben schon bereitet hat. So herrscht keinerlei Distanz zwischen Leser und Geschichte - man kann sich einfach fallen lassen und völlig in die Handlung hinein kippen.

Das Sternchen Abzug gibt es für einige Längen im Mittelteil. Hier hätte man manche Dinge durchaus kürzer anschneiden können, ohne dass etwas verloren gegangen wäre. Ein paar Seiten weniger hätten dem Buch meiner Meinung nach ganz gut getan.

Dennoch eine absolute Leseempfehlung!