Rezension

Außergewöhnlicher Erzählstil

Half Bad - Sally Green

Half Bad
von Sally Green

Nathan hat es nicht leicht. Er ist der Sohn einer weißen Hexe und eines schwarzen Hexers. Seine Mutter hat sich das Leben genommen. Sein Vater, Marcus, ist der schrecklichste schwarze Hexer aller Zeiten und alle fürchten ihn. Der Rat der weißen Hexen sucht nach Marcus und so kommt es wohl, dass Nathan, seit er auf der Welt ist, unter Beobachtung steht. Auch wenn er unter weißen Hexen aufgewachsen ist und auf Anhieb nichts Böses in seiner Person erkennbar ist, so ist er doch ein Ausgestoßener. Er lebt unter strengen Regeln und darf sich eigentlich in dieser Welt nicht frei bewegen. Doch Nathan kann mit diesen Regeln umgehen. Er erträgt einiges, auch Folter und Leid, nur um irgendwann seinem Vater gegenüberzustehen. Nathan hofft, dass dieser ihm an seinem 17. Geburtstag drei Geschenke bringen wird, denn die Schenkungszeremonie zum 17. Geburtstag einer jeden Hexe und eines jeden Hexers ist sehr bedeutsam.

„Half Bad“ ist eine Geschichte, die vor allem durch ihren außergewöhnlichen Erzählstil zu faszinieren versteht. Der Leser wird gleich zu Beginn eine Beziehung zu Nathan aufbauen müssen, denn die Autorin spricht den Leser direkt mit einem „Du“ an. „Du“ bist dieser Junge, „du“ bist Nathan und „du“ identifizierst dich zwangsläufig mit diesem Jungen, dessen Welt und Leben doch so ganz anders sind als dein eigenes. So fällt es auch nicht leicht mit Nathan warm zu werden, aber noch weniger fällt es leicht mit den angeblich Guten dieser Geschichte, den weißen Hexen, warm zu werden. Ihr Handeln ist alles andere als gut und nachvollziehbar und so fragt man sich als Leser schon sehr früh, ob hier weiß wirklich weiß und damit gut und schwarz wirklich schwarz und damit böse ist oder ob es hier nicht um etwas ganz anderes geht. Leider wird das auch am Ende dieses Buches, das ja nur den Auftakt einer Reihe darstellt, nicht klar.

Dafür aber ist das Buch durchweg spannend, stellenweise sehr brutal und alles in allem eigentlich weniger Fantasy und Hexerei als ich erwartet habe. Zumeist beschäftigt sich der Leser mit Nathan, seiner Entwicklung, seinen Empfindungen, seinem Leiden und eben seiner ganzen Person. Viel zu wenig erfährt man von der eigentlichen Welt, vom Leben der weißen Hexen, vom Rat an sich und den hochgestellten Persönlichkeiten, die hier in Erscheinung treten. Dennoch entwickelt sich eine intensive Nähe zur Geschichte. Sie ist faszinierend und abstoßend zugleich.

Für mich steht fest, dass ich wissen möchte wie es nach „Half Bad – Das Dunkle in mir“ weitergehen wird mit Nathan, dem weißen Rat und Marcus dem schwarzen Hexer.

Copyright © 2014 by Iris Gasper

Kommentare

Margit Bußmann kommentierte am 29. Juni 2014 um 15:07

Mein erster Gedanke, als ich den Kommentar gelesen habe, war Harry Potter läßt grüßen. Aber ich glaube da liege ich falsch. Ich bin neugierig auf das Buch geworden.