Rezension

Interessantes Setting, leider liegt der Fokus aber auf einer ziemlich gewöhnlichen Liebesgeschichte

Wir zwei in fremden Galaxien - Kate Ling

Wir zwei in fremden Galaxien
von Kate Ling

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Einstieg in das Buch ist mir total leicht gefallen, da die Autorin es schafft, den Leser während des Erzählens ganz nebenbei in die fremde Welt der Ventura einzuführen. Kate Lings Beschreibungen sind weder zu unpräzise noch zu detailliert, sodass ich beim Lesen stets ein inneres Bild vor Augen hatte. Ihren Schreibstil habe ich allgemein als locker und angenehm empfunden, und so hat sich die Geschichte auch sehr schnell und flüssig lesen lassen.
Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass die Protagonistin Seren ein Charakter ist, der etwas Aufrührerisches an sich hat und viele Dinge, die von anderen einfach so hingenommen werden, kritisch sieht und hinterfragt. Jedoch wirkt sie nicht wie die typische, starke Rebellin, da sie zum einen unter psychischen Problemen leidet und zum anderen auch nicht direkt versucht, etwas zu verbessern, sondern eher relativ verbittert durchs Leben geht. Anfangs habe ich Seren noch sehr gemocht und gehofft, dass sich ihre Verbitterung irgendwann noch in Stärke verwandeln würde, doch mit der Zeit wurde sie mir zunehmend unsympathisch. Ihr Verhalten war mir einfach zu impulsiv und unüberlegt, wodurch sie nicht nur sich, sondern auch andere wiederholt in Gefahr gebracht hat.
Als Seren auf Dom trifft, lernt der Leser eine ganz andere Seite von ihr kennen. Dom weckt in ihr Gefühle, die sie vorher gar nicht kannte und schafft es damit, die Verbitterung erst einmal in den Hintergrund zu drängen. Dom ist ein ziemlich lebensfroher Charakter, den ich anfangs ganz interessant fand, jedoch hat die Autorin es leider nicht geschafft, ihn mir wirklich näher zu bringen und so hatte ich bis zum Schluss das Gefühl ihn gar nicht richtig zu kennen oder gar zu mögen.
Die Gefühle zwischen Seren und Dom entwickeln sich ziemlich rasant – etwas zu rasant für meinen Geschmack. Da die Liebesgeschichte in dem Buch einen sehr großen Raum einnimmt, hätte ich mir gewünscht, dass sich die Autorin etwas mehr Zeit für die Entwicklung dieser Romanze nimmt, denn so konnte ich Serens plötzliche Verliebtheit nicht ganz so gut nachvollziehen. Jedoch muss ich sagen, dass es der Autorin wahnsinnig gut gelungen ist, Serens Gefühle und Gedanken zu beschreiben, wodurch ich mich letzten Endes doch etwas besser in sie hineinversetzen konnte.
Die Nebencharaktere fand ich ziemlich interessant, da sie relativ vielschichtig sind, sodass ich sie anfangs gar nicht richtig einschätzen konnte und auch des Öfteren ziemlich überrascht wurde. Generell kann man sagen, dass die meisten Nebencharaktere erst einmal relativ unsympathisch wirken, im Laufe der Geschichte habe ich allerdings gemerkt, dass das vor allem an Seren und ihrer subjektiven Sichtweise liegt, durch die der Leser die Geschichte erfährt, und weniger an den Charakteren selbst. 
Was mir an dem Buch am besten gefallen hat, war die Geschichte der Ventura und ihr Gesellschaftssystem. Die Vorstellung, dass man sein ganzes Leben auf einem Raumschiff gefangen ist und dann auch noch vorgeschrieben bekommt, wen man heiraten soll, ist mehr als beklemmend. Diese dystopische Atmosphäre hat die Autorin sehr schön herausgearbeitet, jedoch hätte ich mir noch mehr Hintergrundinformationen zu diesem Gesellschaftssystem und auch zur Ventura gewünscht. Mir ist natürlich bewusst, dass es sich bei dem Buch um den ersten Teil einer Reihe handelt und es durchaus möglich ist, dass die Autorin uns bestimmte Informationen bewusst vorenthält, jedoch fand ich es einfach schade, dass der Fokus der Geschichte so stark auf der Romanze zwischen Seren und Dom und weniger auf der Ventura lag. Denn die Liebesgeschichte der beiden war für mich leider keineswegs besonders, die Situation auf dem Raumschiff allerdings schon.

Fazit
Eine interessante Science-Fiction-Geschichte mit einer speziellen Protagonistin. Der Fokus liegt meiner Meinung nach zu stark auf der Liebesgeschichte, die mich leider nicht wirklich berühren konnte, weshalb besonders der Mittelteil relativ zäh war. Jedoch waren der Beginn und das Ende des Buches dafür durchaus spannend und unterhaltsam.