Rezension

J.K Rowling geht unter die Krimiautoren - Der Ruf des Kuckucks

Der Ruf des Kuckucks - Robert Galbraith

Der Ruf des Kuckucks
von Robert Galbraith

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn die Erschafferin der genialen Welt rund um Harry Potter unter die Krimiautoren geht, dann muss ich mir das natürlich mal genauer ansehen. Dabei ist auch egal, ob sie das unter ihrem Pseudonym oder dem realen Namen macht. Wir alle wissen von wem dieses Buch geschrieben wurde.
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Ein tragischer Selbstmord beschäftigt den Londoner Stadtteil Mayfair - das Model Lula Landry hat sich von ihrem Balkon in den Tod gestürzt. Der Fall scheint ein klarer Selbstmord und die Polizei kann die Akte schließen.

Doch ihr Bruder will nicht an Selbstmord glauben und engagiert den Privatdetektiv Cormoran Strike um selbst zu ermitteln. Obwohl dieser nicht von der Ermittlung überzeugt ist nimmt der den Fall an. Nicht nur sein momentan zerrüttetes Privatleben sondern auch seine schlechte finanzielle Situation lassen ihm kaum eine Wahl. Doch was Cormoran noch nicht weiß, dass er für den Fall tief in die dunklen Ecken der Reichen und Schönen schnüffeln muss.
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Die erste Überraschung hat mich ereilt, als ich das Buch zum ersten Mal in Händen gehalten hatte. Irgendwie hatte ich es dünner in Erinnerung. Aber nein hier liegt ein 650 Seiten dicker Schmöcker vor mir. Eigentlich hätte mich das aus der Feder von J.K. Rowling nicht so sehr überraschen dürften, aber wenn man ein falsches Bild im Kopf hat kann das natürlich schon mal passieren. Ist aber natürlich kein Problem für mich - klingt nur nach mehr Lesespaß.

Der Einstieg hat sich für mein Empfinden dann ein wenig dahingezogen.Sehr viel Details, sehr viele Beschreibungen und alles sehr detailliert, präzise und ausschweifend. Ist zwar toll, weil man sich dadurch in wirklich gutes Bild machen kann. Ab einem gewissen Punkt war mir das aber irgendwie zu viel. Ich wollte im Fall fortschreiten und mich nicht mit Details aufhalten lassen. Aber man kann ja an solchen Stellen zum Glück etwas schneller drüberlesen.

Was in diesem ersten Teil auch sehr viel Platz nimmt, ist die Persönlichkeit von Cormoran. Man dringt hier wirklich tief in seinen Charakter ein und lernt alle Ecken und Kanten von ihm. Das macht die Person leichter greifbar und verständlich, war mir stellenweise aber auch schon zu viel. Der Privatdetektiv war mir mehr oder weniger persönlich "egal" - erst mit Fortschritt des Buches wurde er mir immer sympathischer. Bis ich ihn dann gegen Ende wirklich ins Herz geschlossen hatte.

Denn ab der Mitte in etwa zieht das Buch ein ordentliches Tempo an. Endlich kommt man mehr vom den privaten und zusätzlichen Dingen ab und tiefer in den Fall hinein. Es wird Schlag auf Schlag ermittelt und auch Cormoran scheint ab diesem Zeitpunkt erst so richtig Gefallen an dem Fall zu finden. Denn irgendwas stinkt dann doch ziemlich gewaltig, das kann sogar der Leser riechen. Aber was, scheint nur die feine Nase des Privatdetektives aufnehmen zu können.

Danach folgt wirklich eine wundervolle Ermittlung mit Spannung, Abwechslung und Feinheiten die man erst mal erkennen muss. Ich hatte immer wieder so ein wenig das Gefühl mitten in einer wirklich spannenden und verworrenen Partie Cluedo zu sitzen, mit meinem Zettel wer wann und mit wem zur Tatzeit unterwegs war und so Schritt für Schritt auf neue Erkenntnisse zu kommen. Zur Aufklärung: Der Butler oder Gärtner waren es diesmal nicht (kommen auch gar nicht vor). Aber so zieht die Spannung immer mehr an und gegen Ende kann man das Buch dann gar nicht mehr weglegen. Das was ich mich stellenweise zu Beginn gelangweilt habe wird hier alles wieder gut gemacht.

Ich freue mich deshalb wirklich jetzt schon auf den zweiten Fall von Cormoran Strike und da kann ich vielleicht doch nicht auf das Taschenbuch warten. Denn jetzt bin ich wirklich im Privatdetektiv Fieber. Liegt vielleicht auch daran, dass ich erst kürzlich aus London zurück gekommen bin, aber das ist sicherlich nicht der einzige Grund.