Rezension

Leben in Schweden eigentlich auch normale Menschen?

Böse Schwestern
von Mikaela Bley

Bewertet mit 2 Sternen

Ellen Tamm ist 35 und Kriminalreporterin für einen schwedischen Fernsehsender. Schwer traumatisiert nach dem Mord an einem kleinen Mädchen war sie einige Monate unfähig zu arbeiten. Weil sie immer noch nicht allein leben kann, kehrt sie jetzt in ihr Elternhaus zurück, obwohl sie kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hat. Vor 27 Jahren ist dort ihre Zwillingsschwester Elsa im Alter von 8 Jahren ertrunken. Elsas Tod bestimmt nach wie vor ihr Leben, zumal bis heute nicht klar ist, was damals wirklich passiert ist.

Auf der Fahrt nach Hause erfährt Ellen zufällig, dass ganz in der Nähe ihres Heimatortes eine junge Frau ermordet wurde. Sie fängt an, Informationen zu sammeln. Wer war die Tote? Was hatte sie in Stentuna zu suchen? Warum musste sie sterben?

Zu Beginn ist das Buch sehr verwirrend. Man weiß nicht, was es mit den einzelnen Handlungssträngen auf sich hat und wie sie zusammenhängen. Bis man dann endlich erfährt, was Hanna und Alexandra verbindet, zieht sich die Geschichte wie Kaugummi. Es scheint, dass ganz Schweden von bösen und gewalttätigen oder zumindest gestörten Personen bevölkert ist. Ein Polizist, der übelst frauenfeindliche Bemerkungen macht, eine brutale Jugendgang, die untere anderem ein junges Mädchen fast in den Selbstmord treibt (wobei dies einfach nur ohne weitere Erklärungen in den Raum gestellt wird), eine bösartige Schwiegermutter, eine Mutter, die vor ihrer eigenen Tochter Angst hat, seltsame Familienkonstellationen, gewalttätige und außereheliche Beziehungen, vernachlässigte Kinder, die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Und dann ist da natürlich Ellen selbst, die ein ziemlich gestörtes Verhältnis zu Männern hat und immer wenn sie eine Panickattacke nahen fühlt, ihr Mantra „der Tod, der Tod, der Tod“ aufsagt...

Allerdings passt dieses Buch perfekt in unsere Zeit. So wie sich der Fernsehzuschauer angesichts Kakerlaken verzehrender und in den intimsten Momenten gefilmter D-Promis gemütlich im Fernsehsessel zurücklehnen kann, so kann sich der Leser hier angesichts dieses Sodom und Gomorrha seiner voyeuristischen Neigung hingeben und sich seines durch und durch normalen Lebens erfreuen.

„Böse Schwestern“ wird als Psychothriller beworben, doch von einem Thriller erwartet man, dass er spannend ist, und das kann man von diesem Buch wahrhaftig nicht behaupten. Es hat Passagen, die interessant zu lesen sind, aber alles in allem ist die Geschichte total konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Auch dass Ellen sich nach fast 30 Jahren nun plötzlich erinnert, was damals mit ihrer Schwester geschah, ist wenig glaubhaft. Den ersten Band der Reihe, „Glücksmädchen“, fand ich noch einigermaßen spannend, aber dieses Buch ist ein Ärgernis und reine Zeitverschwendung.