Rezension

Psychisch gestörte Ermittlerin

Leona - Die Würfel sind gefallen
von Jenny Rogneby

Bewertet mit 3.5 Sternen

In Stockholm begeht ein kleines Mädchen einen Banküberfall. Die Kunden sind so schockiert von ihrem Auftritt, dass die Kleine die Bank mitsamt ihrer Beute ungehindert verlassen kann. Ermittlerin in dem skurrilen Fall ist Leona Lindberg, die einen großen Teil des Buches aus der Ichperspektive erzählt. Weitere Handlungsstränge beschreiben u. a. die Sicht des kleinen Mädchens. Leona ist der klassische Fall der berufstätigen Mutter, die trotz staatlicher Kinderbetreuung ihre Arbeitszeiten nur schwer mit der Familienarbeit vereinbaren kann. Auseinandersetzungen mit Leonas Eltern und Ehemann Peter sind an der Tagesordnung, warum Leona ausgerechnet diesen Beruf haben muss, der Peters Ansicht nach zudem schlecht bezahlt wird. Schon zeitig zeigt sich Leona als perfektionistische Außenseiterin an der Grenze zur psychischen Störung. Auch ihre Erpressbarkeit ist eine fatale Ausgangssituation für eine Kriminalbeamtin. Einige Möglichkeiten fielen mir dazu ein, welches Problem oder welche psychische Erkrankung Leona belasten könnte; schlimmer noch fand ich die Vorstellung, dass eine skrupellose und psychisch so stark belastete Person kleine Kinder zu versorgen hat. Leona ist kein Teamplayer und steht zu dieser Eigenheit. Trotzdem muss sie den Fall der kindlichen Bankräuberin in Zusammenarbeit mit Kollegen lösen. Wie überall anders nervt die Presse die Ermittler und nicht alle Kollegen sind so umsichtig, wie Leona das gern hätte. Für die Leser stellt sich außer der Suche nach dem Hintermann der Banküberfälle - inzwischen fanden mehrere Überfälle statt - die Frage, welche Verbindung zwischen den einzelnen Handlungssträngen besteht.

Jenny Rognebys polarisierender Debüt-Roman wird weder als Krimi noch als Thriller beworben, obwohl er meiner Ansicht nach durchaus Psychothriller-Qualitäten hat. Wegen der Beteiligung von Kindern an diesem Fall ist das Buch nicht in allen Lebenslagen uneingeschränkt zu empfehlen. Die Perspektive der Icherzählerin, der ihre Leser zunächst alles glauben müssen, finde ich in diesem Psychogramm einer gestörten Ermittlerpersönlichkeit im Gegensatz zu manch anderem in der Ichperspektive erzählten Buch sehr spannend. Der einzige Mangel des Buches war für mich, dass Leona in ihrem Denken und Sprechen keine gradlinige glaubwürdige Alltagsprache benutzt, sondern sich trotz Erschöpfung und dem Zwang die Fassade wahren zu müssen zu einigen ungewöhnlich exaltierten Wortschöpfungen hinreißen lässt.