Rezension

Starke Frauen finden ihre Stimme!

Der Frauenchor von Chilbury - Jennifer Ryan

Der Frauenchor von Chilbury
von Jennifer Ryan

Autorin: Jennifer Ryan
Erscheinungstag: 07.09.2017
Verlage: Kiepenheuer & Witsch (fester Einband)
Seiten: 480

Inhalt (übernommen)
Als zu Beginn des Zweiten Weltkriegs immer mehr Männer nach London gehen oder eingezogen werden, beschließt der Pfarrer von Chilbury in der Grafschaft Kent, den Chor der Gemeinde aufzulösen. Die Frauen sind zutiefst enttäuscht. Was bleibt ihinen im schwierigen Kriegsallstag noch? Doch dann kommt die Musikprofessorin Primose Trent aus London im Ort unter. Sie ist der Überzeugung, dass Musik gerade in schwierigen Zeiten wichtig ist, und schlägt die Gründung eines reinen Frauenchors vor. Die Idee trifft auf Skepsis. Ein Chor ganz ohne Bässe und Tenöre? Aber Primose gibt nicht auf: Mit Energie und Leidenschaft treibt sie ihr Projakt voran - ihr Enthusiasmus und die wundervolle Musik, die entsteht und die sie sich selbst nie zugetraut hätten, überzeugen die Frauen und richten sie auf. Der Chor hilft ihnen, ihre eigene Stimme zu finden.

Charaktere
Im Buch erzählen fünf Frauen ihre eigene und ihre gemeinsame Geschichte - es gibt nicht die eine Heldin/Hauptprotagonistin, wobei zwei ein wenig herausstechen: Kitty und Margret Tilling.

Kitty, eine fast 14-Jährige ist für ihr Alter schon ziemlich reif und klever, erzählt aber auch in noch fast kindlicher Naivität über den Krieg, was dem Buch gut tut und die Grausamkeiten verwischt.

Miss Tilling, die ihren Mann im Krieg verloren hat, macht für mich die positivste Entwicklung durch. Sie wird durch die Musik und den Chor (und auch durch den bei ihr einquartierten Colonel) zu einer selbstbewussten Frau, die wieder - trotz des Krieges - Spaß am Leben hat und sich traut, ihre Frau zu stehen. Sie hat im wahrsten Sinne des Wortes ihre Stimme wiedergefunden.

Venetia, Kittys ältere Schwester, habe ich im Laufe der Geschichte auch immer mehr in mein Leserherz geschlossen. Anfangs noch selbstsüchtig, raffiniert und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht, muss sie ziemlich schnell erfahren, dass im Leben nicht immer alles glatt läuft. Sie musste ziemlich schnell erwachsen werden und besticht am Schluss mit einem großen Herz.

Mit Edwina Paltry, die Hebamme im Dorf, hatte ich anfangs noch Mitleid. Sie muss in ihrem Leben schlimme Sachen mitgemacht haben, die sie jetzt zu moralisch nicht richtigen Entscheidungen drängen und sich auf zwielichtige Geschäfte einzulassen. Leider bekommt sie einen kleinen Höhenflug, von dem sie ganz böse abstürzt. Miss Tilling rettet sie und auch sie kommt wieder auf den richtigen Weg.

Schreibstil
Eine ungewöhnliche Erzählweise ließ mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Wir bekommen die Geschichte in Form von Tagebucheinträgen (Kitty und Miss Tilling) und Briefen (Vanetia und Edwina) erzählt. Sie sind chronologisch erzählt und was es angenehm gemacht hat: Wir haben zwar manchesmal die gleiche Situation sehr kurz aus verschiedenen Sichten geschildert bekommen, aber es hat sich fast nichts wiederholt. Besonders gut gefallen hat mir, dass Jennifer Ryan auch die Sprache der Erzählerin angepasst hat: Die 13-Jährige Kitty hatte eine andere Sprache wie die im Leben stehende Miss Tilling.
Und was das Buch auch von anderen im Krieg spielenden unterscheidet und mir sehr gut gefallen hat: Trotz der Grausamkeiten, der Entbehrungen und der nicht mehr zurückkehrenden Männer und Söhne, strahlt das Buch ein Hoffnung aus, was sicher mit der Musik und dem Chor zusammenhängt: Er gibt den Frauen den nötigen Zusammenhalt, die Freundschaft und ihre Stimme wieder!

Fazit
Ein tolles Buch über starke Frauen, über Musik und vor allem über Hoffnung - lesen!

Kommentare

Brocéliande kommentierte am 12. August 2017 um 21:41

... tu ich bald! Danke für Deine positive Rezi hier!