Rezension

Tanz um den heißen Brei!

Tanz auf Glas - Ka Hancock

Tanz auf Glas
von Ka Hancock

In diesem Roman lernen wir die 34-jährige Lucy kennen, die seit über 12 Jahren mit Michael verheiratet ist und nun ein Kind von ihm erwartet. Viele Frauen in Lucys Alter wären glücklich, nun endlich eine Familie gründen zu können, doch Lucy ist unentschlosssen und hat Angst vor dem, was auf sie zukommt. Denn ihr Mann Michael leidet unter einer bipolaren Störung und hat oft instabile und psychotische Phasen. Als Lucy dann auch noch schwer krank wird, scheint das Drama um das kleine Ungeborene größer denn je…

Nachdem dieses Buch in den letzten 12 Monaten so gehyped und gelobt wurde, ging nun auch ich mit großen Erwartungen an diesen „Tanz auf Glas“ heran. Doch leider wurde ich sehr enttäuscht und das, obwohl ich eine Leserin bin, der kaum ein Buch zu schnulzig ist. Erst vor ein paar Tagen las ich Jojo Moyes „Ein ganzes halbes Jahr“ und ich muss sagen: Zwischen diesen beiden Romanen liegen Welten.

Mein größtes Problem, gleich von Anfang an, war, dass ich absolut nicht verstehen konnte, warum Lucy Michael liebt. Michael wird stets von seiner schlechten Seite gezeigt, bekommt psychotische Anfälle, wenn Lucy ihn am meisten braucht, er lässt sie im Stich, er handelt verantwortungslos und er ist einfach schwierig. Die ganze Zeit dachte ich mir beim Lesen, dass ich an Lucys Stelle schon lange das Weite gesucht hätte. Das ist insofern problematisch als dass nicht nur ein schlechtes Bild von psychisch kranken Menschen gezeichnet wird, obwohl man doch eher versuchen sollte, die Leser für diese Erkrankungen zu sensibilisieren, sondern auch ein für eine Liebesgeschichte wesentliches Element fehlt: Die Liebe. Klar, in jedem zweiten Satz steht, dass sie sich lieben, das Buch ist überladen von Liebe, aber die einzig wichtige Frage, nämlich WARUM sie sich lieben, bleibt bis zum Schluss offen. Ich hätte es wichtig gefunden, zu lesen, was an diesem Mann mit der bipolaren Störung liebenswert ist, doch ich weiß es leider nicht.

Davon ab ist die Geschichte jedoch überladen mit Emotionen: Es gibt auf der einen Seite zu viel Drama, da jeder immer und überall nur weint (ja, es ist sehr, sehr traurig, was mit Lucy passiert), aber irgendwann ist es einfach nur übertrieben. Auf der anderen Seite jedoch gibt es unfassbar viel Harmonie. Im ganzen Dorf sind sie alle eine ganze große Familie und jeder liebt jeden, es gibt niemanden, der irgendwie mal aus dem Rahmen fällt. Diese Mischung macht das Buch extrem anstrengend und unrealistisch. Natürlich braucht ein guter Liebesroman, diese gewisse Mischung aus Übertreibung, Drama und Harmonie, um wirklich zu funktionieren, aber „Tanz auf Glas“ ist hier einfach übers Ziel hinaus geschossen.

Hinzu kommt, dass über weite Teile des Buches einfach gar nichts passiert ist und viele Seiten lang einfach nur „gelabert“ wurde. Aus diesem Grund habe ich dieses Buch auch auf Seite 486 abgebrochen, da einfach nichts Nennenswertes mehr passiert ist. Das ist sehr schade, denn durch ein schwaches Ende bleibt einem das ganze Buch negativ in Erinnerung.

Insgesamt gibt es von mir also keine Leseempfehlung für diesen „Tanz auf Glas“, denn dafür war mir das Ganze zu sehr „Tanz um den heißen Brei“ bei absoluter Übertreibung und fehlender Identifikationsmöglichkeit mit den Protagonisten.