Rezension

Überzeugender Jugendthriller mit aktueller Thematik

Singe, fliege, Vöglein, stirb
von Janet Clark

Vorab erstmal danke für dieses Leseexemplar vom Loewe-Verlag und "Was liest du?"!

Inas Leben ist eigentlich ganz normal - sie hat einen Freund, Aaron, und absolviert gerade ihre FSJ im Tierheim, doch mit dem Fund der Leiche der Nachhilfeschülerin Aarons ändert sich alles.
Es handelt sich dabei um Casey, die Stieftochter des Inhabers eines Chemielabors, welches u.a. für Tierversuche in der Kritik steht. Dummerweise ist bekannt, dass sowohl Aaron als auch Ina mit ihr Streit hatten, und dann findet ausgerechnet Ina die Leiche!
Da aber zunächst Aaron im Visier der Behörden ist, verteidigt sie ihn, doch dann zieht über sie beide ein Shitstorm aus dem Internet hinweg, und Ina verliert zunehmend das Vertrauen...

Der Thriller hat mich eindeutig überzeugt, jedoch unter dem Gesichtspunkt, dass es ein Jugendthriller ist: Wer einen Thriller erwartet, der auf die Psyche schlägt, ist hier wohl fehlberaten. Die Handlung ist auf eine kleine Menge handelnder Personen konzentriert: Ina, Aaron, Aarons Exfreundin und Kollegin Lennja, eine engagierte Tierschützerin, Janosch, ein Tierschützer mit Kontakten in die Szene, sowie Mark, Aarons bester Kumpel. Ansonsten spielen natürlich Eltern und Polizei eine Rolle.
Der Leser erfährt die Handlung aus Sicht der Protagonisten Ina und Aaron, wobei Aaron dazu tendiert Buchstaben zu "verschlucken". Mich hat dies nicht weiter gestört, es kann den Lesefluss jedoch beeinträchtigen.
Beide sind sympathisch, doch während ich Ina durchgehend nicht verdächtigt habe, war ich zwischen allen anderen sehr hin- und hergerissen. Und da liegt eine große Stärke dieses Thrillers: Der Leser wankt stets zwischen den Beteiligten, den jeder hat Geheimnisse, die auch die Beziehungen untereinander belasten. Die Auflösung hat mich dann doch überrascht, wobei der Showdown äußerst rasant verläuft: Da fiel es mir schwer, dass Buch aus der Hand zu legen, was nicht immer so war.
Sehr gut geschildert ist die Macht des Internets und wie leicht man sich manipulieren lässt; das sollte zum Nachdenken anregen (ich erlebe sowas täglich in der Schule). Auch Tierschutz wird angesprochen, und es steht die Frage im Raum, wie weit man für Ideale und Moral gehen darf.

Diese Jugendthriller ist gut durchdacht, es treten keine Logiklücken auf, und trotz der Ich-Perspektive weiß der Leser nicht alles und schwankt zwischen allen Beteiligten. Bis kurz vorm Ende war ich unsicher, wer es denn nun ist. Jede Figur hat Tiefe und kleine Geheimnisse, sei sie nun sympathisch oder nicht, und das Beziehungsgeflecht ist sehr verworren, aber überzeugend.
Lediglich zeitweise war der Thriller nicht ganz so spannend, was sich aber schnell wieder gab:
4 von 5 Lesezeichen!