Rezension

Verstrickt im Netz der Lügen

Singe, fliege, Vöglein, stirb
von Janet Clark

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt

 

 

 

Ina ist in einem ökologisch sehr bewussten Haushalt aufgewachsen. Ihre Eltern lehrten sie schon früh die Ideale der Nachhaltigkeit und damit sie deswegen nicht zurückstecken musste, gründeten sie einen Onlineversand für biologische Produkte, bis hin zur kindgerechten Federtasche.

Ina ist mit der Schule fertig und möchte Tierärztin werden, vorher macht sie jedoch ihr freiwilliges soziales Jahr in einem Tierheim.

Frisch verliebt ist sie auch und zwar in Aaron. Er ist Chemiestudent und hilft seiner Familie mit seinem geringen Einkommen, das er durch Bafög und Nachhilfe zusammenrauft.

 

Eines Tages kommt Ina mit Lebensmitteleinkäufen zu Aaron und sieht eine sehr verstörende Szene. Aaron steht mit seiner Nachhilfeschülerin Casey im Wohnzimmer, beide in einer engen Umarmung verschlungen. Die Eifersucht ist geweckt.

Doch der Grund dafür scheint plausibel, Casey hat sich bei Aaron ausgeweint. In der Chemiefabrik ihres Vaters hat es gebrannt und ein Wachmann ist durch den Rauch getötet worden, Casey hat die Leiche gefunden. Sie hat den vermeintlichen Täter identifiziert, es ist ihrer Meinung nach der Umweltaktivist Janosch, doch sie gibt auch zu sich nicht sicher zu sein.

 

Dieser Janosch taucht plötzlich bei Ina auf und sie versteckt ihn in dem geheimgehaltenen Hausboot ihres Großvaters, der nun im Heim ist und es kaum betreten wird.

 

Ina verzeiht Aaron, bis sie am Abend zusammen feiern gehen. Ina war nur kurz auf der Toilette, doch als sie zurückkommt, ist Aaron verschwunden, sein bester Freund Mark erklärt ihr, dass Aaron zusammen mit Casey nach draußen gegangen ist.

Ina stürzt natürlich sofort raus und glaubt die beiden kurz vor einem Kuss zu sehen. Sie schreckt sie auf und Casey flippt aus, dadurch eskaliert die ganze Situation, Aaron stößt das Mädchen von sich und es kommt fast zu einer Schlägerei.

 

Am nächsten Tag ist Casey tot, Ina findet die Leiche und der Verdacht fällt auf ihren Freund, schließlich war er die letzte Person, die sie lebend gesehen hat.

 

Elland, der Ort in dem beide leben ist nicht sonderlich groß und so verbreitet sich die Nachricht, wird zusätzlich noch durch soziale Netzwerke gepusht und Ina, die Aaron mit einem Gegenkommentar helfen will gerät ebenfalls ins Kreuzfeuer.

 

Doch wer ist der wahre Brandstifter und Mörder?

Den beiden fällt es schwer auf eigene Faust zu ermitteln, denn sie können sich nicht frei bewegen, doch sie bleiben dran.

 

 

 

 

Meine Meinung

 

 

 

Das Buch beginnt mit einem sogenannten „Tag Null“, indem wir eine sehr unheimliche Szene mitbekommen, die Angst einflößend ist, die Spannung ins unermessliche hochtreibt, aber nicht all zu viel verrät. Alles ist offen. Wir wissen nur, dass Ina sich vor Aaron fürchtet, es scheint, als fürchte sie um ihr Leben.

Dann schwenken wir zu der Zeit davor und erfahren nach und nach, wie es zu dieser Szene kam.

Bekommen mit, wie sich unsere beiden Protagonisten immer weiter verstricken, mehr Misstrauen aufkommt und die sozialen Netzwerke sie verurteilen ohne ihre Schuld bewiesen zu haben.

Mehrere Dinge haben mir an dem Buch besonders gefallen.

Zum einen das Grundthema, Umweltaktivismus, der eigentlich ein gutes Ziel verfolgt, jedoch großen Schaden anrichten kann, wenn er ins Extreme geführt wird. Hier wird es mit einem Menschenopfer sehr deutlich gemacht.

Als Gegenpol zu den Aktivisten haben wir aber auch Ina als eine sehr sympathische Person, die sich für eine bessere Welt einsetzt, genau wie ihre Eltern, dies jedoch auf eine sanfte aber durchaus effektive Art tut.

Ein zweiter Punkt, der mir sehr gut gefallen hat, war die Verbreitung von Lügen durch soziale Netzwerke, das Aufbauschen einer Sache, was letztlich zu einer Art Lynchmob führt.

Das alles scheint vielleicht im ersten Augenblick etwas überzogen, aber ist es das tatsächlich? Ich denke nicht. Soziale Netzwerke haben in unserer Zeit eine große Macht. Sie können Menschen berühmt machen, ihnen durch Aktionen helfen, aber auch Menschen zerstören.

Und genau das geschieht hier mit Aaron, sein ganzes Leben wird zerstört durch einen Verdacht, der nicht bestätigt ist. Und obwohl er freigelassen wird, ist er dennoch in seiner Wohnung gefangen, kann sich nirgends zeigen ohne Hass und vielleicht Gewalt erwarten zu müssen.

Eine weitere Sache, die mir sehr gut gefallen hat, war der „Tag Null“.

Es wird soviel Spannung hinein gebaut und alles wirkt düster, erschreckend bedrohlich. Man ist sofort in der Geschichte gefangen. Man muss einfach weiterlesen, um zu erfahren, wie es zu der erschreckenden Szene gekommen ist. Und dann, als wir den Tag erreichen und erfahren, wie es zu allem kam, ist alles nicht mehr so bedrohlich.

Es ist interessant, wie ein wenig Information eine Szene vollkommen verändern kann. Die Information bedeutet für uns einen Perspektivenwechseln.

Die Autorin schafft hier eine geniale Täuschung, die sich gut in den Rahmen der Geschichte einfügt, denn von Täuschungen, Manipulationen und Intrigen werden wir noch mehr sehen.

 

Was die Auflösung angeht, so tappen wir anfangs noch im Dunkeln, haben immer wieder einen Verdacht, der sich verhärtet und dann vielleicht wieder schwächer wird. Der wahre Täter gehörte schon früh zu meinem Kreis der Verdächtigen, doch seine Beweggründe waren noch völlig unklar.

 

Sehr schön sind auch Manipulationen eingebaut, die dazu führen, dass niemand mehr weiß, wem er trauen kann, viele Geheimnisse liegen in der Luft, die das Misstrauen noch weiter ausbauen.

 

Die Erzählperspektive ist ein Ich-Erzähler, abwechselnd aus Inas oder Aarons Sicht beschrieben. Aarons spricht dabei umgangssprachlich. Ich finde das okay, so kürzt er Verben beispielsweise ab, er sagt werd, statt werde.

Dies führt meiner Meinung nach zu einer besseren Unterscheidung der Erzähler, jeder hat seinen eigenen Sprachstil.

 

Die Spannung wird hier sehr groß geschrieben, das Erzähltempo ist zumeist rasant. Nur in kleinen Atempausen der Protagonisten flacht die Kurve kurz ab um durch das nächste Ereignis wieder anzuwachsen.

 

 

 

 

Fazit

 

 

 

 

Insgesamt gesehen ist dies ein gut gelungener Jugendthriller, der nicht nur unterhaltsam und spannend, sondern auch sehr lehrreich ist.

Ich habe es genossen ihn zu lesen und werde mit Sicherheit noch mehr Bücher der Autorin verschlingen