Rezension

Wem kann man noch trauen?

Singe, fliege, Vöglein, stirb
von Janet Clark

Bewertet mit 4 Sternen

Ina führt ein ganz normales Leben und ist glücklich. Sie versteht sich gut mit ihren Eltern, liebt ihren Freund Aaron über alles, hat das Abi in der Tasche und jobbt im Tierheim, was ihr viel Freude bereitet.
Alles ist gut, ja schon fast perfekt, doch dann trifft sie Aaron in inniger Umarmung mit seiner Nachhilfeschülerin Casey an. Von diesem Augenblick an scheint alles schief zu gehen.
Ina stellt Aaron zur Rede, streitet sich vor den Augen anderer mit Casey und ertappt die beiden dann dabei, wie sie sich beinahe küssen. Und dann ist es ausgerechnet Ina, die Caseys Leiche im Wald findet.
Ein Netz aus Lügen breitet sich über Inas Leben aus. Aaron wird des Mordes verdächtigt, ein alter Bekannter taucht auf, von dem Ina ebenfalls nicht weiß, ob sie im trauen kann. Und das Internet macht alles schlimmer. Auf Facebook stacheln sich die Leute gegenseitig auf, stellen Aaron an den Pranger und als Ina sich einmischt, gerät auch sie ins Zentrum der Öffentlichkeit.
Janet Clarks neuer Jugendthriller konnte mich mit vielschichtigen Charakteren und einer packenden Story überzeugen.
Die Personen sind sehr überzeugend dargestellt und tun nie das, was man erwarten würde, was dazu führt, dass man überhaupt nicht weiß, wem man trauen kann und wer ein falsches Spiel spielt…
Die Kapitel sind abwechselnd aus Inas und Aarons Perspektive geschrieben. Das hat mir sehr gut gefallen, da man so einen Einblick in die Gedankenwelt zweier Personen bekommen hat. Dieser Wechsel der Perspektiven wurde durch eine unterschiedliche Schreibweise verdeutlicht. Während Ina in sauberem Hochdeutsch spricht, verschluckt Aaron Buchstaben, was mich beim  Lesen etwas gestört hat.
Ein wichtiger Aspekt in der Geschichte ist der Shitstorm, der im Internet über Ina hereinbricht. Es wurde einem vor Augen geführt wie schnell es in der heutigen Zeit möglich ist, Gerüchte zu verbreiten und die Massen gegen Unschuldige aufzubringen.
Zwischendurch hatte das Buch seine Längen, dann wurde es aber wieder so rasant und spannend, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Insgesamt ist „Singe, fliege, Vöglein, stirb“ ein toller Jugendthriller, den ich sehr gerne gelesen habe.