Rezension

Viel Potential, leider schwach umgesetzt

Die Schattensurfer - Hubert Wiest

Die Schattensurfer
von Hubert Wiest

In diesem Buch lernen wir die beiden Jugendlichen Luan und Sansibar kennen, die beide in einer ganz besonderen Stadt und einem ganz besonderen System leben. Denn das System mit dem Namen RUHL ist eine äußerst mächtige Gemeinschaft, die sämtliche Gedanken der Menschen überwacht und vorgibt, diese lediglich dazu zu nutzen, einen Vorteil durch z.B. neue Erfindungen für alle Menschen herzustellen. Doch wie in nahezu jedem autoritären System gibt es auch hier immer wieder Widerständler, sie leben auf „der anderen Seite der Mauer“, in der so genannten Schattenstadt und sind von der Gesellschaft ausgeschlossen. In dieser Geschichte begleiten wir nun also zwei Jugendliche und ihre Gedanken, die in eben diesem System aufwachsen…

Meine Meinung:

Alles in allem kann ich sagen, dass ich dieses Buch durch und durch nett und gut für Kinder im Alter von 11 bis 13 Jahren geschrieben fand, aber mehr als nett war es eben nicht. Denn dafür hatten in meinen Augen vor allem die Figuren noch einige Schwächen und auch die Ausgestaltung der Story hätte ruhig ein wenig realistischer ausfallen können.

So kann der fünfzehnjährige Luan wirklich weitaus mehr, als für sein Alter angemessen wäre, da er nicht nur ein nahezu perfekter und außerordentlich starker Held ist, sondern auch noch beeindruckende Programmierfähigkeiten aufweist, mit denen er sich ohne weiteres in jedes System einhacken kann. Ein genialer Protagonist ist zwar immer spannend und an sich eine tolle Sache, doch an Luan wirkt all dies übertrieben, zumal wir nicht erfahren wo all seine Kenntnisse ihren Ursprung haben.

Darunter leidet im Folgenden auch wirklich die Authentizität der Geschichte, denn es ist nicht nur Luan, der manchmal dem Leser unverständlich handelt, sondern es sind auch hin und wieder sämtliche andere Figuren, die zwar zu einer abwechslungsreichen Handlung beitragen, aber gleichzeitig auch für Verwirrung sorgen, da man einfach ihre Motive und Hintergründe nicht begreifen kann. Die ist vor allem darauf zurückzuführen, dass einige der Charaktere schlicht und ergreifend nur sehr oberflächlich ausgestaltet wurden und man sich weder mit ihnen identifizieren noch ihre Handlungsweise nachvollziehen kann. So kommt es in den Augen des Lesers nunmehr zu einer Vielzahl an Logikfehlern, die mich beim Lesen wirklich gestört haben und die auch einem aufmerksamen  Leser aus der Zielgruppe von ca. 12 Jahren sicherlich schnell aufgefallen wären.

Fazit:

Ein Buch mit einer wirklich tollen Idee, die durchaus eine Menge Potential birgt, jüngere Leser zum Nachdenken anzuregen, sich mit Überwachungsapparaten und dem Widerstand gegen totalitäre Systeme auseinanderzusetzen. Aber leider wurde das Potential nicht ausreichend genutzt und „Die Schattensurfer“ enttäuschen durch unsauber ausgearbeitete Charaktere und eine Menge logischer Fragwürdigkeiten. Nichtsdestotrotz vergebe ich 3 Sterne, da das Buch zumindest ein großes Maß an Spannung mit sich bringt und mir die Idee an sich sehr gefallen hat.