Rezension

Homo deus est

Der Spielmann - Oliver Pötzsch

Der Spielmann
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 3.5 Sternen

1478, Kraichgau, Knittlingen: Ein Junge wird geboren, unter einer besonderen Konstellation der Sterne. Das erzählt ihm später zumindest seine Mutter, und sie nennt ihn Faustus, der Glückliche. Johann fühlt sich meistens nicht besonders glücklich, ist er doch der dritte Sohn eines Großbauern, der für ihn nichts übrig hat. Überhaupt ist er so anders, dass ihn nur seine Mutter und Margarete, die hübsche Tochter eines der einflussreichsten Dörflers, mögen. Als eines Tages Spielleute und Gaukler in ihr Dorf kommen, ist er fasziniert von den Tricks - und von einem Mann, der sich Tonio nennt und unheimlich ist. Dass zur selben Zeit Kinder verschwinden, nimmt er nicht ernst. Bis eines Tages sein ganzes Leben in sich zusammenfällt und er vor einem Kreuzweg steht, der ihn dem Teufel selbst scheinbar in die Arme treibt.

Ich mag die Krimis und Romane von Pötzsch, und hier hat er sich eine interessante literarische Figur vorgenommen, die wohl anscheinend wirklich gelebt hat. Trotzdem hat mich dieses Buch nicht bis zuletzt fesseln können, obwohl es wie üblich mit leichter Hand geschrieben war und viele Informationen über das 15. Jahrhundert bereithielt. Zum Teil mag das an Johnann Faustus selbst gelegen haben - ich mochte ihn nicht. Obwohl ständig erwähnt wird, was für ein heller Kopf er ist, reitet er sich von einer dummen Situation in die nächste und vor allem wiederholt sich irgendwie immer alles, nur an anderen Orten. Er ist - wie es sein Freund Valentin leider zu spät bemerkte - ein Egoist. Denkt immer nur an sich und das, was er will, andere spielen in seinen Überlegungen höchstens dann eine Rolle, wenn sie ihm nützlich sein können. Nicht einmal verschwundene Kinder berühren ihn wirklich. Zumindest war er in der Hinsicht konsequent. Ich hätte eine Straffung der Handlung für besser befunden, vor allem finde ich schade, dass es sich hierbei gerade mal um den ersten Teil einer anscheinend langwierigen Reihe handelt, was bedeutet, dass ich wohl noch länger auf Teil 3 der Schwarzen Musketiere warten muss. 3,5/5 Punkten.