Rezension

Intelligenter Spannungsroman, um die Abgründe der menschlichen Seele u. die Facetten der Realität

Das Echo der Wahrheit - Eugene Chirovici

Das Echo der Wahrheit
von Eugene Chirovici

Bewertet mit 5 Sternen

>>Dies hat mich zu der Frage geführt: Welche Art von Realität beschreibt jemand eigentlich unter Hypnose - die Realität dieses einzigartigen und unwiederholbaren Augenblicks, die sogenannte "objektive" Wirklichkeit? Die vom Hypnotiseur suggerierte "subjektive" Wirklichkeit? (…) Kommuniziert der Mensch, was er zu sehen glaubt, oder nur das, wovon er annimmt, dass sein geistiger Führer, der Therapeut, es von ihm hören möchte?>>
Eugene Chirovici schaffte mit seinem außergewöhnlichen Roman "Das Buch der Spiegel" über Nacht den Durchbruch. Ich muss gestehen, dass ich wohl eine der wenigen bin, die ihn bislang noch nicht gelesen hat. Allerdings nicht mehr lang, denn "Das Echo der Wahrheit" hat mich vollkommen in den Bann gezogen. Ich habe schon lange nicht mehr einen so gekonnt zusammengesetzten und megaspannenden Roman gelesen. 
Er lässt den Leser geschickt sehr lang im Dunkeln tappen. Man spürt, dass etwas nicht stimmt, kann es aber nicht benennen. Und selbst als ich zum Ende hin einen vermeintlich genialen Einfall hatte, wurde ich trotzdem nochmal überrascht. Der Autor brilliert hier mit einer wirklich cleveren Auflösung. 
Er spielt mit dem Leser und seinen Protagonisten. Er seziert sie förmlich und lässt den Psychiater Cobb immer tiefer in die Psyche seiner Figuren eintauchen. 
Das ist spannend und absolut interessant. Vor allem durch den ungewöhnlichen Erzählstil. Und auf den sollte man sich wirklich einlassen, denn weil ich so gebannt war und das Buch kaum aus der Hand zu legen vermochte, konnte ich über ein-zwei Dinge hinwegsehen, wie ein Tagebuch, das unter mehr als kuriosen Umständen auftaucht oder dass Cobb eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben hat und trotzdem überall mit der Geschichte hausieren geht. Aber im Großen und Ganzen fielen sie nicht ins Gewicht. 
Der Spannungsbogen ist wirklich konstant hoch und der Schreibstil dabei recht einfach und angenehm. Die Geschichte kommt ohne Schockmomente und viel Blutvergießen aus. Die Tat liegt in der Vergangenheit und bleibt an sich erstmal ziemlich mysteriös, man weiß gar nicht so genau was damals in dieser schicksalsträchtigen Nacht in Paris geschah. Auch Joshua Fleischer kann sich nur bruchstückhaft erinnern. Kurz vor seinem Tod will er jedoch endlich Gewissheit haben, er engagiert Cobb um mit Hilfe von Hypnose an einige tief in seinem Unterbewusstsein vergrabene Antworten zu kommen. Für Cobb ist es der Beginn einer Reise und eines vielschichtigen Rätsels. 
Fazit: "Das Echo der Wahrheit" ist ein psychologischer Spannungsroman, dessen Entstehung noch vor dem "Buch der Spiegel" liegt und der sich mehr mit dem Warum einer Tat als dem klassischen Wer-ist-der-Mörder-Spiel befasst. Und das ist, wie ich finde, meisterhaft gelungen. Für mich eine großartige Neuentdeckung und ich freue mich auf mehr von Eugene Chirovici.