Rezension

Rassismus im amerikanischen Alltag

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass - Alexi Zentner

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
von Alexi Zentner

Bewertet mit 5 Sternen

HIer geht es um Rassismus und wie er auch heute noch im Alltag von Amerika gelebt wird. Das Thema wird am Beispiel der weißen Familie des Jungen Jessups dargestellt. Sie leben in einem Wohnwagen und haben es schwer, das Geld für den täglichen Bedarf zu verdienen. Zumindest in der Zeit, wo Jussups Stiefvater David John im Gefängnis sitzt. David John und auch der Bruder von Jessup, tragen Nazitätowierungen am Körper. Ihre Einstellung wird noch gefördert durch die Mitgliedschaft in der "Heiligen Kirche des Weißen Amerikas". Die Familie besucht diese Kirchengemeinde, dessen Prediger ein Bruder von David ist. Allerdings hat sich Jessup etwas von dieser Kirche distanziert, als sein Stiefvater im Gefängnis saß. Obwohl Jussup für sich das Thema Rassismus eigentlich nicht als Problem sieht, denn er hat eine farbige Freundin, wird das Thema für ihn doch immer aktueller. Er ist in einem schrecklichen Dilemma, denn obwohl sein Stiefvater Rassist ist, hat er doch seine beiden Söhne immer gut behandelt. Dann gerät Jessup in eine, wie er meint, aussichtslose Situation und nimmt die Hilfe der "Heiligen Kirche des Weißen Amerika" an. Das fällt ihm sehr schwer, denn er hat sich vorher schon große Gedanken über die Einstellungen dieser Menschen gemacht. Er erlebt eine große Zerrissenheit und Hilflosigkeit. Er weiß bald nicht mehr, was richtig und falsch ist. Er ist hin und hergerissen zwischen seinem Stiefvater als liebevollen und  verantwortungsbewußtem Vater, der aber auf der anderen Seite zu den rassistischen Ideen der Kirchenmitglieder steht. Die dargestellten Personen in dem Buch sind so vielfälltig wie speziell. Wir erleben die rassistischen Mitglieder der Kirche, die im wahrsten Sinne über Leichen gehen, um medienwirksam ihren Standpunkt zu festigen.  Auf der anderen Seite erleben wir die hilfsbereiten Menschen, die sich nicht durch radikale Ansichten verbiegen lassen und an Liebe, Gerechtigkeit und Gleichheit glauben. Die Geschichte ist wirklich sehr bewegend. Man wird tief in die Problematik eingebunden und man muss für sich selber Stellung beziehen. Die Ereignisse sind sehr dramatisch. Ich fand die authentische Darstellung der Protagonisten sehr gelungen. Alle Bandbreiten von Charakteren waren vorhanden. 

Zu Beginn des Buches hatte ich etwas Schwierigkeiten mit den detaillierten Beschreibungen eines Footballspiels. Auch auch die vielen Namen haben mich am Anfang etwas irritiert. Und auch an die sehr bildreichen Ausdrücke musste ich mich gewöhnen. Aber nach eine Weile habe ich mich daran gewöhnt und das Lesen ging dann sehr flüssig. Das Buch ist keine leichte Kost, sondern fordert den Lesern stark. Ich war über die Vorstellung entsetzt, das diese Einstellungen im Alltag wirklich noch so gelebt werden. Gerade für einen jungen Menschen wie Jussup, der dabei ist seinen eigenen Lebensweg zu finden, eine traumatische Situation. Es ist ein sehr mitreißender Text voller tiefer Emotionen. Man hinterfragt auch als Leser plötzlich wieder Dinge und sucht nach Erklärungen. Es ist ein wichtiges Thema und ich muss sagen, das Ende des Buches war für mich wie eine Erlösung. Auch wenn dann alles sehr schnell ging, war er für mich schlüssig und wünschenswert. 

Ich kann dieses lesenswerte Buch nur weiterempfehlen und hoffe, das es viele Menschen lesen. Es ist eine Bereicherung und sollte dem Leser viel Stoff zum Nachdenken geben.