Rezension

"Seien Sie unsichtbar. Das gilt immer."

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein. -

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein.
von Hanna Caspian

Bewertet mit 5 Sternen

Handlungsort ist Schloss Liebenberg in Brandenburg. Der Handlungszeitraum ist von Ende August 1906 bis Anfang Juni 1907. Zu dem Zeitpunkt herrschte über das Kaiserreich Kaiser Wilhelm II. Wie bekannt wird er der letzte deutsche Kaiser sein. Dieser war ein guter Freund des Hausherrn, Fürst zu Eulenburg und Hertefeld. Als enger Vertrauter des Kaisers spielte er eine gewichtige Rolle beim Sturz des Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck. Im Laufe der Handlung kommen noch etliche politische Figuren mit ins Spiel. Was sich alles genau abspielte und inwiefern der Journalist Maximilian Harden dazu beitrug, dass er den größten Polit-Sex-Skandal im Deutschen Kaiserreich publik machte, ist gut in der Handlung nachvollziehbar. - Harden-Eulenburg-Affäre -
Auch wenn es den Anschein hat, dass die maßgeblichen Protagonisten die "hohen" Herrschaften" im Roman sind, wird eines besseren belehrt. Die Autorin setzt hier die damaligen Bediensteten in die erste Reihe. Sie lenkt den Blick auf diese Personen, um aufzuzeigen, wie deren Leben sich tagtäglich abspielte. Die Dienerschaft war es, die tagtäglich den Luxus vor Augen hatte, während sie hart arbeiten musste. Nicht nur dass, sie waren auch den Launen der Herrschaften ausgesetzt. Für all die Arbeit, die geleistet wurde, erhielten sie einen geringen Lohn. Fehler wurden bestraft. Frauen waren in manch männlichen Augen eine Art "Freiwild".
Die junge Adelheit, Tochter eines armen Tagelöhners, sollte von nun an auf dem Schloss arbeiten. Und das auch noch gleich als Stubenmädchen. Das rief natürlich Neider hervor. Doch für Adelheid war es ein Segen. Konnte sie doch mit ihrem Lohn das darbe Leben ihrer Familie unterstützen. Von der Person Adelheid bekommt man schon von Anfang an ein klares Bild. Auch ihre weitere Darstellung lässt erkennen, wie wißbegierig sie ist und vor allem immer fleißig. Was aber mit ihrer Angst zu tun hat, ihre Stellung zu verlieren. Denn das hieß wieder für ihre Familie bitterste Armut.
"Hinter dem hellen Schein" isat der erste Band zur Schloß Liebenberg Reihe aus der Feder von Hanna Caspian. Ein historischer Roman, deren Hintergrundthema geschichtlich nachweisbar ist. Da der Klappentext doch sehr informativ geschrieben ist, gehe ich nicht weiter auf den Inhalt so ein. Der mir bekannte Schreibstil der Autorin durch die Gut Greifenau Saga ist flüssig und wie immer gut zu lesen. Von den einzelnen wichtigen Cahrakteren der Bediensteten erhält man einen klaren Blick auf deren Sichtweise. Im Prinzip auch auf das Hin und Her zwischen der Herrschaft und den Bediensteten. So ergibt sich ein abgerundetes Gesamtbild. Natürlich fragt man sich, warum ausgerechnet Adelheid die Stelle als Stubenmädchen erhielt. Doch dann wird sie durch eine Intrige zum Hausmädchen herabgestuft. Das ist nur gut so, denn sie wird sich in Zukunft mit Hedda ein Zimmer teilen. Diese ist natürlich sehr froh darüber. Die beiden freunden sich mit der Zeit an und Hedda erzählt Adelheid von ihrem Traum, nach Amerika auszuwandern. Dafür spart sie jeden Pfennig.
Es gibt dann da diesen ekeligen obersten Haushofmeister, Herr Opitz. Er belästigte die Frauen. Eine weitere wichtige Charaktere ist Viktor Novak, der Erste Diener. Seine Geschichte, was für ein Geheimnis ihn umgab, bringt einen weiteren Schub in die Handlung.
Auf die Familie Eulenberg näher einzugehen, spare ich aus.
"Hinter dem hellen Schein" habe ich mit Interesse gelesen. Es zeigt uns doch, in welch moderner und angenehmer Zeit wir leben. Meine absolute Leseempfehlung.