Rezension

Absolut nicht mit Dan Brown vergleichbar!

Das Vermächtnis - Richard Surface

Das Vermächtnis
von Richard Surface

Bewertet mit 1 Sternen

Er soll ein Kunsträuber und Verbrecher gewesen sein, dessen Tod nur die Folge seines kriminellen Lebenswandels war.
Doch nicht alle glauben dieser Theorie.
Als sein Großvater brutal ermordet wird, will Gabriel Schopenhauer nichts davon wissen, dass das Opfer wertvolle Gemälde gestohlen und illegal verkauft haben soll. Als ihn wenig später ein Fremder aufsucht, der behauptet, ein enger Geschäftspartner von Max gewesen zu sein und mehr über die Hintergründe zu wissen, begeben sich die beiden Männer gemeinsam auf die Suche nach der Wahrheit.
Was sie aufdecken, geht weit über ihre Vorstellungskraft hinaus, denn die Verschwörung hinter allem betrifft vor allem das Erbe des Toten. Dieses gilt als verschollen und interessiert zu viele, die dafür bereit sind, jedes Hindernis zu beseitigen.
Zudem ist der Mörder noch auf freiem Fuß und hat Gabriel längst ins Visier genommen.

 

Ich muss gestehen, die Inhaltsangabe klang spannend. Und auch der Vergleich mit Dan Brown hat mich sofort angesprochen. Doch beides macht leider noch lange kein gutes Buch aus, wie ich bei Das Vermächtnis feststellen musste.
Zuerst einmal konnte ich mir von den Figuren überhaupt kein Bild machen. Besonders Gabriel blieb mir bis zum Schluss fremd. Seine Dyslexie und seine heimliche Leidenschaft für den Brückenbau sollten ihn vermutlich menschlicher erscheinen lassen, aber auf mich wirkten beide Eigenschaften aufgesetzt und unpassend. Sie hauchten dem Protagonisten einfach kein Leben ein und konnten auch nicht über die Widersprüche in seinem Handeln hinwegtäuschen. Zuerst agiert er sehr passiv und in seiner Unsicherheit gefangen und plötzlich wird er zu einem mutigen, selbstbewussten Helden, ohne dass dazwischen irgendeine nachvollziehbare Entwicklung zu erkennen wäre.
Ähnlich erging es mir dem übrigen Ensemble. Sie sind allesamt schablonenhaft und unausgereift gezeichnet, was ich vor allem im Fall von Arthur Whyte sehr schade finde, denn er hatte durchaus Potential.
 
Der Schreibstil ist ebenfalls ziemlich gewöhnungsbedürftig und meiner Meinung nach mit daran schuld, dass die einzelnen Personen so platt dargestellt sind. Die meist kurzen, knappen Sätze werden oft von seltsamen hochtrabenden Formulierungen abgelöst, die weder zu der jeweiligen Situation noch zu den Charakteren passen. Da ansonsten an weitschweifigen Schilderungen gespart wird, fallen diese Aussetzer umso mehr auf. Ich weiß nicht, ob das an der Übersetzung liegt, denn bisher wurde das Original noch nicht veröffentlicht. Trotzdem stört es erheblich und reißt einen immer wieder mitten aus dem Geschehen, weil man solche Worte in dem Zusammenhang nie erwartet hätte.
Die Handlung ist ebenfalls recht sprunghaft. Ich kenne es von anderen Romanen, dass Logikbrüche vorhanden sind und normalerweise kann ich darüber hinwegsehen, wenn die Spannung mich mitreißt. Aber hier erwarten einen oftmals nur Langeweile, Kapitel, die völlig unnötig sind und zudem ein eigentlich guter Plot, der viel zu viel in sich vereinen will und kaum etwas wirklich ausführt. Es stören die losen Fäden, vernachlässigte Themen wie die Kunst, die in einem Kunstthriller eine wesentlich größere Rolle spielen sollten, und die unterschiedlichsten Organisationen, deren vielfältigen Interessen nur so aneinandergereiht und nicht komplex ineinander verwoben sind. Daher ist der Vergleich mit Dan Brown viel zu optimistisch für meinen Geschmack.

 

Fazit 

 

Das Vermächtnis von Richard Surface ist eines der wenigen Rezensionsexemplare der letzten Monate, denen ich so gar nichts abgewinnen konnte. Platte, schablonenhafte Charaktere, eine ebenso unausgereifte Geschichte und ein sehr gewöhnungsbedürftiger Schreibstil haben dafür gesorgt, dass ich mich durch diese Lektüre regelrecht quälen musste.
Lediglich die Ansätze, die an der Figur des Arthur Whyte und am Plot erkennbar waren, haben mich dazu bewogen, das Erstlingswerk mit einem Stern zu bewerten.
Wer einen einfachen Unterhaltungsroman sucht, keine komplexe Handlung braucht, um die Lektüre zu genießen, und auch nicht unbedingt nachvollziehbare Protagonisten erwartet, für den ist das Buch bestimmt besser geeignet.