Rezension

Alleine auf der Flucht

Solito -

Solito
von Javier Zamora

Bewertet mit 4 Sternen

Javier und seine Gruppe sind wochenlang unterwegs: in kleinen Boot geht es über das offene Meer, in Bussen versuchen sie unentdeckt durch Grenzpunkte zu kommen und die Wüste wird zu Fuß, mit minimaler Ausrüstung und oft zu wenig Wasser durchquert. Dazwischen geht es von Versteck zu Versteck, in abgelegene Motels und dunkle, stickige Hinterzimmer. Sprachlich ist die Geschichte passend auf das Alter des Erzählers abgestimmt, eher einfach geschrieben, aber dennoch angenehm zu lesen. Die Geschehnisse sind durchgängig interessant, aber nicht immer nervenaufreibend. Wenn die Gruppe abwarten muss, bis es weitergeht, passiert logischerweise für einige Seiten auch mal nicht allzu viel. 

Der Autor schafft es, sein 9-jähriges Ich sehr authentisch zu Wort kommen zu lassen. Die Sorgen und Ängste sind die eines Kindes, das seine Eltern vermisst, ihm unbekannten Dingen erfundene Namen gibt und dessen größtes Problem an manchen Tagen einfach ist, dass er seine Schuhe noch nicht selbst binden kann und einen quasi Fremden um Hilfe bitten muss. Politische Themen spielen für das Kind logischerweise kein Thema und sind daher auch kein Bestandteil des Buches. Ich hätte es allerdings gut gefunden, im Nachwort ein paar Sätze zur damaligen Situation in San Salvador zu erfahren. Auch warum die Eltern ohne ihren Sohn fliehen mussten bleibt unbeantwortet.

Mit den vielen spanischen Begriffen und Sätzen hatte ich so meine Probleme und wurde immer wieder im Lesefluss gestört. Zwar gibt es ein knapp 20 Seiten langes Glossar, beim eBook war aber nicht jeder Begriff dorthin verlinkt, was das Nachschlagen sehr umständlich machte. Zusätzlich ist das Glossar nach Kapiteln und nicht alphabetisch sortiert, für wiederkehrende Worte müsste man umständlich im Glossar zurückblättern. Ich habe dann irgendwann mit dem Handy übersetzt oder die spanischen Worte und Sätze einfach übersprungen. Auch eine Landkarte mit der Fluchtroute wäre toll gewesen.

Trotz dieser Kritikpunkte war es eine spannende und beeindruckende Geschichte.