Rezension

Arthur...

Arthur oder Wie ich lernte, den T-Bird zu fahren - Sarah N. Harvey

Arthur oder Wie ich lernte, den T-Bird zu fahren
von Sarah N. Harvey

Bewertet mit 5 Sternen

"Zuerst: Ich heiße Royce Peterson. Einen zweiten Vornamen habe ich nicht. Als ich zwölf war, startete ich eine Kampagne, um meinem Namen Isaac oder Ichabod anzufügen, sodass ich die Initialen R.I.P. gehabt hätte, aber Mom wollte den Änderungsantrag nicht unterschreiben. Sie meinte, zwei Namen seien genug." Seite 17

 

Meinung:

Einst war Arthur ein gefeierter Cellist, bei den Menschen beliebt, immer auf Tour. Heute, im Alter von 95 Jahren ist er ein Grandler, ein sturer alter, leicht dementer Mann, der Freude daran hat, seinen Mitmenschen, insbesondere dem von seiner Tochter Nina angeheuerten Pflegepersonal, das Leben schwer zu machen. 

Sein Enkel Royce, ist erst 16 und erlebt das wohl schlimmste Jahr seines Lebens. Erst musste er, wegen des alten Herrn, quer durch Kanada ziehen, seine Freunde und sein Zuhause zurücklassen, dann litt er am Pfeifferschen Drüsenfieber und jetzt kommt seine Mutter auch noch auf die glorreiche Idee, ihn als neuen Pfleger für den  biestigen Großvater einzustellen. Da sie ihn jedoch gut und dann auch noch gegen Cash bezahlen will, nimmt Royce an. 

Es kommt wie es kommen muss: Die beiden rasseln direkt am ersten Tag gehörig aneinander. Doch Royce bietet dem alten Mann die Stirn und geht nicht auf dessen Spielchen ein. Tag für Tag wachsen die beiden mehr zusammen und es entwickelt sich stillschweigend eine tiefe Verbundenheit zwischen den beiden Männern....

Inhaltlich ist die Story überraschend tiefgründig. Es geht um ernste, stets präsente Themen, erzählt in jugendlich leichtem Schreibstil, aufgelockert mit einer ordentlichen Portion sarkastischem Humor, so das ich an manchen Stellen wirklich herzhaft lachen musste. Die Mischung aus Unterhaltung und Ernsthaftigkeit ist der Autorin hier grandios gelungen, Charaktere sowie Kulissen sind mit viel Liebe erschaffen. Ein rundum schöner Roman ! 

Royce ist ein typischer Teenager, der eigentlich ganz andere Dinge im Kopf hat, als einen alten Mann zu pflegen. Zuerst nur auf das Geld fixiert, nimmt er das Angebot seiner Mutter an und erkennt recht schnell das in Arthur mehr schlummert als der alte feindselige Mann, der nie seine Vorhänge aufzieht und an allem herumnörgelt. 

Man spürt unterschwellig wie gern die beiden sich eigentlich haben und trotzdem sind sie beide so sturköpfig, das sie das niemals zugeben würden. Insbesondere Arthur, der würde sich vermutlich eher die Zunge abbeißen.

Arthur hat mich an der ein oder anderen Stelle an meinen eigenen Großvater erinnert. Die schroffe, zynische Art, in der trotzdem immer ein Hauch von Zuneigung für seinen Enkel mitschwingt. Man merkt wie dankbar er Royce eigentlich ist und wie sehr ihm der Junge ans Herz wächst. 

Der T-Bird spielt in der Geschichte, anders als zuerst angenommen, nur eine kleine Nebenrolle. Er dient aber dazu das Eis zwischen den beiden Männern zu brechen.

Fazit:

"Arthur oder Wie ich lernte, den T-Bird zu fahren" ist ein absoluter "All-Ager". Durch den leichtfüßigen Schreibstil, jede Menge schwarzen Humor, überraschend viel Tiefgründigkeit und alltägliche Themen wie Leben, Tod und Familie, unterhält dieser Roman nicht nur junge Leser, sondern auch Mittdreißiger wie mich.