Rezension

Aufbruch und Rebellion

Sommer der Wahrheit - Nele Löwenberg

Sommer der Wahrheit
von Nele Löwenberg

Die Leseprobe des Buches "Sommer der Wahrheit" hat mich schon richtig begeistert. Als ich das Buch dann in kompletter Fassung in den Händen hielt, konnte ich es kaum erwarten endlich loszulegen - und als ich dann mit dem Lesen einmal begonnen hatte, war es mehr als schwierig, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Die Geschichte dreht sich um die jugendliche Sheridan Grant, die auf einer Farm in der erzkonservativen Umgebung amerikanischer Farmer-Einöde lebt und dort aufwächst. Der Alltag ist geprägt von zum Teil schwerer körperlicher Arbeit, der Schulzeit und unendlicher Langeweile. Sheridan kann weder mit der allumfassenden (und selbstverständlich häufig geheuchelten) Religiösität etwas anfangen noch kann sie sich damit abfinden, dass dies ihr Leben gewesen sein soll. Das Buch beginnt einigermaßen dramatisch - aus der Sicht einer Jugendlichen - denn sie wird mit ihrer Clique beim unerlaubten "Abhängen" in einer verfallenen Mühle von der Polizei erwischt und nach einer wilden Verfolgungsjagd über die Dächer auch abgeführt. Das ist der Auslöser für eine familiäre Krise, die, wie sich herausstellt, eigentlich schon sehr viel früher begann. Sheridans Leben ist geprägt von den Boshaftigkeiten ihrer Adoptivmutter Rachel, von den vielen Arbeiten, die sie ihr aufbürdet, von den Anzüglichkeiten ihres "Bruders" und anderen Dingen, die das Teenagerleben belasten können. Obwohl es sich wirklich um eine Geschichte einer Teenagerin handelt (die zu Beginn der Geschichte 15 und am Ende 18 ist), kann man deren Probleme nicht einfach als Kleinigkeiten abwinken. Im Gegenteil - das Buch bewirkt, dass man die Gefühlslage der Protagonistin sehr ernst nimmt, ihr Probleme versteht, ihre Reaktionen versteht. Der Leser begleitet Sheridan Grant auf einer Reise durch einen wichtigen Abschnitt ihres Lebens, durch ihre ersten sexuellen Erfahrungen, ihre Träume, ihre Rebellion, Liebe und Grausamkeit - und ihre düstere, geheimnisvolle Familiengeschichte, von der man immer wieder nur ein Puzzle-Teilchen zugeworfen bekommt. Das Finale ist furios, mehr möchte ich dazu gar nicht sagen. Ich vergebe nur sehr selten die volle Fünf-Punkte-Wertung für ein Buch. Dieser Roman hat diese Wertung verdient, und ich kann ihn nur wärmstens empfehlen. Danke für dieses Lesevergnügen.