Rezension

Eine Geschichte über das Erwachsenwerden

Sommer der Wahrheit - Nele Löwenberg

Sommer der Wahrheit
von Nele Löwenberg

Ein Roman, der mich eher gelangweilt als gut unterhalten hat. Viele eigentlich interessante Elemente machen zusammen eben leider noch keine gute Geschichte. 2 1/2 Sterne.

Inhalt

Sheridan Grant, 15, ist adoptiert. Sie lebt zusammen mit vier älteren Jungs auf einer Farm in Nebraska. Ihre Adoptivmutter, Rebecca, hasst sie jedoch. Sheridan ist ein Teenager auf der Suche nach sich selbst. Und dann verlässt ihre erste große Liebe auf einmal ihre Heimat.

Sheridan muss mit ihrem ersten Liebeskummer kämpfen, aufkeimenden Hormonen sowie mit dem großen Geheimnis um ihre Adoption. Denn sie erfährt, dass das, was man ihr über ihre Adoptiveltern erzählt hat, gelogen ist.

Meine ausführlichere Meinung

Was war der große Sinn des Ganzen? Letztendlich bleibt es für mich unklar, ebenso wie der Titel. Es heißt zwar "Sommer der Wahrheit", doch tatsächlich begleitet man Sheridans Leben, bis sie 18 Jahre alt wird. Und das erschütternde Ereignis, dass im Klappentext für eine Halloweennacht angekündigt wird, passiert erst nach knapp 330 Seiten. In vielerlei Hinsicht fand ich also die Inhaltsangabe also leicht irreführend, wenn auch nicht falsch.

Die größten Probleme hatte ich mit Sheridan selbst. Sie wird als starkes, hübsches, intelligentes Mädchen beschrieben, jedoch sprechen ihre Taten für mich oft eine ganz andere Sprache. Sie war für mich völlig überzeichnet: eine Schönheit, die natürlich außergewöhnlich talentiert ist, eine großartige Stimme hat und nach der alle Männer - egal welchen Alters - verrückt sind. Tatsächlich empfand ich Sheridan jedoch mehr als einmal als naiv und regelrecht dümmlich - besonders, als es unter anderem um das Ereignis in der Halloweennacht und die Folgen ging. Auch war für mich völlig unerklärlich, wie sie immer wieder vermeidet bzw. hinauszögert ihren Vater auf die wahre Geschichte ihrer Adoption anzusprechen, aber unter anderem genau dies gleich einem Wildfremden anvertraut.

Überhaupt redet Sheridan gerne viel und erzählt eigentlich noch recht fremden Männern, die meist deutlich älter sind als sie, alle möglichen vertraulichen Dinge. Außerdem ist sie für mich recht überheblich. Mag sein, dass sie viele Bücher gelesen hat, aber das allein ist für mich noch kein Zeichen von Intelligenz. Gerade ihr Sexleben spricht für mich andere Bände. Ich meine, warum lässt sich die Gute zum Beispiel nicht die Pille verschreiben, wenn sie sowieso den lieben langen Tag mit irgendwelchen älteren Herren (die meist sogar verheiratet sind) herumvögelt? Oder zeigt eine ganz offensichtliche Straftat nicht an, weil sie der Meinung ist, dass ihre Adoptivmutter danach noch mehr auf ihr herumhackt?

Überhaupt: die böse Adoptivmutter ist derartig fies, der eine "Bruder" von ihr ebenfalls derart dümmlich, faul und niederträchtig, dass ich das auf diese Art und Weise auch nicht abkaufen konnte. Gerade im Hinblick auf Adoptivmutter Rebecca, da ja Adoptivvater Vernon mit ihr vier Söhne gezeugt hat.

Auch das Geheimnis um die Adoption konnte mich nicht überzeugen. Das Buch endet schließlich als Sheridan 18 Jahre alt ist - ein für mich glaubhaftes Ende, worbei sie mir aber nochmals die Frage stellt, worauf es eigentlich abzielte.

Ich denke mir, dass die eigentliche Intention dahinter war, eine junge Frau beim Erwachsenwerden zu begleiten - also so eine Art Initiationsgeschichte, wie es bei Literaturwissenschaftlern so schön heißt. Ich war aber über lange Strecken wirklich gelangweilt und vor allen Dingen die diversen Liebesaffären fand ich nicht überzeugend und ein wenig zu sehr auf Skandal gebürstet. Ich meine, man hatte fast alles dabei: lüsterne Jungs, Gewalt, außereheliche Affären, Stalker, ein wenig Dornenvögel und ein wenig Lolita.

Fazit

Sheridan wird mir zu gewollt als wunderschönes, talentiertes Mädchen, das lediglich Opfer ist, dargestellt. Ich fand sie anstrengend bis nervig und konnte nur selten mit ihr mitfühlen. Das Buch hat mich meist gelangweilt und empfand lediglich den Schreibstil als angenehm. 2 1/2 Sterne.