Rezension

Berührende, atmosphärische Familiengeheimnis-Geschichte

Black Rabbit Hall - Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert. - Eve Chase

Black Rabbit Hall - Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert.
von Eve Chase

Ende der 60er Jahre: Es ist Tradition,  dass die Alton-Familie, bestehend aus der 15-jährigen Amber, ihrem Zwillingsbruder Toby, ihren jüngeren Geschwistern Barney und Kitty und ihren Eltern, ihre Ferien in Black Rabbit Hall, einem alten Familienanwesen, verbringt. Es ist ein magischer, harmonischer Ort, sogar die Zeit scheint hier langsamer zu vergehen. Alles ist perfekt, bis sich ein tragischer Unfall ereignet, und nichts mehr so ist, wie es einmal war.

30 Jahre später: Lorna und ihr Verlobter sind auf der Suche nach einem Ort für ihre Hochzeit. Aufgrund von Kindheitserinnerungen, in denen ihre kürzlich verstorbene Mutter vorkommt, zieht es Lorna nach Cornwall, genauer gesagt nach Black Rabbit Hall. Sie verliebt sich sofort in das alte, heruntergekommene Anwesen und kommt nicht mehr davon los. Das Haus uns seine Geschichte hat sie gefangen genommen und auch ihre eigene Vergangenheit beginnt, sich hier zu entfalten. Welche Verbindung gibt es zwischen ihr und der Alton-Familie?

Meinung:

Die Aufmachung des Buches hat mir sehr gut gefallen. Das Cover ist leicht transparent und lässt den vollständig bedruckten Buchdeckel durchscheinen. Leider ist es dennoch etwas zu opak, sodass der Hintergrund etwas verloren geht, aber trotzdem ist es ein Blickfang. Die beiden Perspektiven – Amber und Lorna – sind in verschiedenen Absatzformaten gesetzt (serif für Amber und serifenlos für Lorna), sodass man sofort merkt, in welcher Zeit man sich befindet. Leider hat sich einmal ein falsches Absatzformat eingeschlichen, was mich total aus der Bahn geworfen hat. Fehlende Satzzeichen sind mir auch des Öfteren aufgefallen.

Der Schreibstil hat es mir ganz besonders angetan. Normalerweise ist mir ein guter Plot wichtiger und ich achte kaum darauf, wie das Buch geschrieben ist. Wahrscheinlich deswegen, weil viele Young Adult-Bücher (mein Lieblingsgenre) sehr ähnlich klingen. Hier habe ich sofort gemerkt, dass es diesmal anders sein wird. Die Autorin schreibt wie in einem Traum, unglaublich bildhaft, poetisch und harmonisch. Obwohl das Buch in den 60ern spielt, hat es sich eher gelesen wie im frühen 20sten Jahrhundert, als wäre die Zeit stehen geblieben. Und so ist es ja auch in Black Rabbit Hall.
Das einzige, was ich hier zu bemängeln habe, ist der abrupte Wechsel zwischen den Kapiteln. Ich war manchmal überrascht, wenn ich umgeblättert habe, und das Kapitel ganz plötzlich zu Ende war, obwohl ich erwartet habe, dass noch ein paar Sätze kommen. Das hat den Lesefluss ein wenig gestört, aber nach ein paar Zeilen im nächsten Kapitel war das auch schon wieder vergessen.

Ich habe Ambers Perspektive am liebsten gelesen, da sie der lebendigste Charakter war. Generell sind mir die Alton-Geschwister sehr ans Herz gewachsen, da sie alle ihre eigenen Persönlichkeiten hatten, mit ihren Macken und Vorzügen. Besonders Amber und Toby haben es geschafft, mich zu berühren. Jedes einzelne der Geschwister geht mit der Tragödie anders um und die Entwicklung, die sie alle durchlaufen, fand ich sehr beeindruckend beschrieben. Dadurch blieben manch andere Charaktere ein wenig auf der Strecke und eindimensional, beispielsweise ihr Vater oder Caroline, die nichts anderes war als die böse Stiefmutter. Auch mit Lorna wurde ich nicht ganz warm, manchmal kam sie mir vor wie ein trotziges Kind.

Die Geschichte selbst wurde nie langweilig, obwohl manchmal nicht viel passiert ist. Hier hat es die schöne Sprache wieder herausgerissen. Ich war total gefesselt von Ambers Geschichte und obwohl man in Lornas Erzählstrang natürlich ein wenig darüber erfährt, was passieren wird bzw. schon passiert ist, hat das Buch es geschafft, mich immer wieder zu überraschen. Aber auch Lornas Geschichte war sehr spannend. Immer, wenn es gerade besonders spannend wurde, hat die Perspektive gewechselt, und obwohl ich mich ein wenig geärgert habe, dass ich nicht mehr erfahren habe, hat es mich angetrieben, weiter zu lesen, und schon war ich wieder von der anderen Geschichte gefesselt.

„Black Rabbit Hall“ ist, wenn ich mich recht erinnere, mein erster Familiengeheimnis-Roman. Eigentlich dachte ich, ich kann mit sowas nichts anfangen, aber das Buch hat mich eines Besseren belehrt. Vielleicht hat es mir auch nur so gut gefallen, weil das Genre neu für mich ist und ich nicht schon viele andere Bücher dieser Art gelesen habe. Ich weiß ja nicht, wie ähnlich sich diese Bücher sind. Das Buch ist sehr atmosphärisch und verbindet geschickt Vergangenheit mit Gegenwart, bis sie letztendlich aufeinandertreffen. Die wunderschöne Sprache lässt die Charaktere und das Anwesen lebendig werden, bis man denkt, sich selbst dort zu befinden. Sehr berührend!