Rezension

Die böse Stiefmutter

Black Rabbit Hall - Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert. - Eve Chase

Black Rabbit Hall - Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert.
von Eve Chase

Bewertet mit 3.5 Sternen

Amber Alton weiß, dass die Stunden auf Black Rabbit Hall, dem Sommersitz ihrer Familie, anders vergehen, ihren eigenen Takt haben. Es ist ruhig und idyllisch. Bis zu einem stürmischen Abend 1968. Vereint durch eine unfassbare Tragödie, müssen sich die vier Alton-Geschwister mehr denn je aufeinander verlassen. Doch schon bald wird diese Verbundenheit auf eine harte Probe gestellt. Jahrzehnte später fahren Lorna Smith und ihr Verlobter Jon auf der Suche nach einem Ort für ihre Hochzeitsfeier durch die wilde Landschaft Cornwalls – und stoßen auf ein altes, leicht verfallenes, aber wunderschönes Haus. Ein Haus, das Lorna nach und nach seine schönsten Geschichten und traurigsten Momente verrät ..

Meine Meinung: 
Ich durfte das Buch aufgrund einer Leserunde lesen und bedanke mich sehr herzlich. 

Wir erleben, wie der Klappentext schon andeutet, zwei Sichten. Einmal die Sicht von Amber zwischen 1968 und 1969 und die Sicht von Lorna (ca. 2000/2001). Die Alton Familie wird 1968 von einer schweren Tragödie getroffen und die vier Kinder werden völlig aus der Bahn geworfen. Die Sicht von Amber gefällt mir hier wirklich gut und hat mich von Vornherein mehr gefesselt als Lornas Sicht, aber dazu gleich mehr. Die Persönlichkeiten der Kinder sind meiner Meinung nach perfekt ausgearbeitet, man kann zu jedem Kind eine Verbindung aufbauen und jedes Kind hat auch eine eigene Art und Weise mit Trauer und Verlust umzugehen. Aber auch die Verbundenheit zwischen Toby und Amber - das alles ist sehr glaubhaft dargestellt und man spürt richtig wie die Kinder sich gegenseitig helfen und unterstützen. Man fiebert mit ihnen, man ärgert sich mit ihnen, man liebt mit ihnen. Das ist wirklich eine große Stärke des Buches. 

Lornas Sicht dagegen gefällt mir nicht so gut. Sie sucht einen Ort für ihre Hochzeitsfeier und trifft auf Black Rabbit Hall. Ihre Mutter war damals öfters mit ihr dort und sie spürt eine Verbindung zu diesem Haus. Nach und nach wird aufgedeckt, warum diese Verbindung besteht. Lornas Sicht gefällt mir weniger, weil ich mit ihr irgendwie weniger warm geworden bin. Ich kann gar nicht genau beschreiben warum, aber Lorna ist mir als Person nicht ganz klar geworden und ich hatte immer so ein bisschen das Gefühl, dass sie nur dafür da ist, die Geschichte in die Gegenwart zu verlagern, um das Geheimnis aufzudecken. 

Für mich persönlich lebt die Geschichte eher durch Amber und durch die Geheimnisse und Wendungen, die aufgedeckt werden. Ich hatte zwar zwischendurch Vermutungen, aber auf das Ende wäre man selbst so wohl nie gekommen. Insgesamt kann man sagen, dass das Buch insbesondere behandelt, inwiefern ein Verlust eine ganze Familie beeinträchtigen kann. Aber auch Entscheidungen, die Menschen treffen, können das Leben mehrere Personen zum Guten, aber auch zum Schlechten verändern. Ich könnte da jetzt näher drauf eingehen, aber ich mag nicht zu viel verraten. Man kann wohl aber sagen, dass das Buch einen auch in die Abgründe von Menschen schauen lässt. Es wird klar, zu was Menschen aufgrund von Hass, Eifersucht und Rache fähig sind. Das ist sehr erschreckend, aber im Buch auch sehr gut dargestellt. 

Fazit: 
Ein sehr ergreifendes Familiendrama aus zwei Sichten. Lornas Sicht war meiner Meinung nach eine Schwäche des Buches, weswegen ich einen Stern abziehe. Ambers Sicht ist dann aber wiederum die große Stärke, da hier inbesondere klar wird wie gut die Autorin Persönlichkeiten und Gefühle ausdrücken kann. Das Buch beschäftigt sich insbesondere damit, zu was ein Mensch fähig ist, wenn er durch Hass und Eifersucht zerfressen wird. Dies ist sehr gut umgesetzt. Ich vergebe 4 Sterne, da ich Lornas Sicht im Vergleich zu Ambers Sicht wirklich eher schwach finde.