Rezension

Die Wände alter Häuser haben schon so manches gesehen..

Black Rabbit Hall - Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert. - Eve Chase

Black Rabbit Hall - Eine Familie. Ein Geheimnis. Ein Sommer, der alles verändert.
von Eve Chase

Bewertet mit 4 Sternen

Lorna will eine ganz besondere Location für ihre Hochzeit. Gar nicht so leicht, so etwas zu finden. Doch als sie die alten Stufen von Black Rabbit Hall nach oben steigt, weiß sie, dass sie gefunden hat, was sie sucht. Nur ihr Verlobter ist nicht begeistert von dieser Idee. Denn irgendwas bewirkt dieses alte Gemäuer in Lorna, irgendwie scheinen ihrer beider Vergangenheiten miteinander verwoben..

Das Buch ist in zwei verschiedene Handlungsstränge eingeteilt, die sich auch in der Schriftart voneinander unterscheiden. So sind Vergangenheit und Zukunft immer klar getrennt, nur um irgendwann am Ende dann zusammen zu finden.

Die Geschichte der Vergangenheit aus Ambers Perspektive erzählt, hat mich von Anfang an gefesselt. Chase hat hier eine unglaublich interessante Familiendynamik entwickelt. Ein Mikrokosmos, der sich jahrelang nur um die Mutter der Familie gedreht hat und jetzt, nach ihrem Tod, versucht, nicht in sich zusammen zu brechen. Das gelingt ihnen mehr schlecht als Recht. Amber muss die Mutterrolle übernehmen, der Vater vergräbt sich, der Bruder gerät mehr und mehr aus der Bahn. All das hat mich vom ersten Satz an in seinen Bann gezogen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen.

Die Gegenwart schneidet da leider nicht ganz so gut ab - die Geschichte rund um Lorna schneidet im Vergleich leider nicht ganz so gut ab. Versteht mich nicht falsch, der Part ist auch toll und locker zu lesen, nur eben nicht ganz so fesselnd. Phasenweise zieht sich die Geschichte hier ein wenig, Lornas Faszination für dieses Haus ist für den Leser stellenweise nur schwer nachzuvollziehen. Ich bin einfach nicht der Typ für "ein diffuses Gefühl", dass Menschen zu absolut irrationalen Handlungen treibt. Später, als sich die Hinweise häufen, dass ihre Vergangenheit wirklich etwas mit diesem Haus zu tun hat konnte ich damit deutlich besser. Das Geheimnis rund um Amber, Lorna und Black Rabbit Hall war für mich zwar relativ offensichtlich, das hat meinem Lesevergnügen aber keinen Abbruch getan.

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir in diesem Fall auch der Epilog - und darüber kann ich sogar guten Gewissens schreiben, denn mit der Handlung des Buches hat er nur am Rande zu tun. 
Um den Tod der Mutter werden im Laufe der Geschichte lange nicht alle Fragen beantwortet. Im Epilog dürfen wir als Leser also ihre letzten Minuten noch einmal aus ihrer Perspektive mit erleben. Das mag makaber klingen - durch die Sensibilität, die die Autorin hier bewiesen hat ist es allerdings viel mehr melancholisch und wunderschön als traurig. Denn wünschen wir uns nicht irgendwie alle, dass das letzte, was wir empfinden dürfen, ein tiefes Gefühl von Liebe ist?