Rezension

~*°..Vernebelte Geschäfte..°*~

Das Haus der vergessenen Bücher - Christopher Morley

Das Haus der vergessenen Bücher
von Christopher Morley

Bewertet mit 4 Sternen

Parnassus
R. und H. Mifflin
Bücherfreunde willkommen!
In diesem Geschäft spukt es

Zitat , Seite 8

New York, im Jahre 1919. Ausgerechnet in einem alten, von Rauchschwaden vernebelten Antiquariat Brooklyns fängt Aubrey Gilbert, weltoffener aber literaturfremder Werbetexter, Feuer.

Doch nicht die mit Weltliteratur angereicherten Gänge des Parnassus, die dem Besitz von Roger Mifflin, einem leidenschaftlichen Bibliomanen, zuzuordnen sind, sorgen für Aubreys Entzücken, sondern vielmehr die neue und adrette Hilfskraft des Ladens, Titania Chapman.

Als sich Aubreys Besuche im Laden häufen, bekommt er Wind vom mysteriösen Verschwinden eines scheinbar alten Buches. Und ehe er sich versieht, stolpert er in einen Spionagefall per excellence.

Wer hätte gedacht, dass Mifflins versteckte und unscheinbare Oase für geistig unterernährte Literaturliebhaber schon bald zum Dreh- und Angelpunkt eines riesigen  Komplotts wird?

“Das Leben in einer Buchhandlung ist wie das Leben in einem Munitionslager. Diese Regale sind angefüllt mit dem gefährlichsten Sprengstoff der Welt – dem menschlichen Geist.”

Zitat, Seite 21

Das Antiquariat Parnassus in der Gissing Street ist eine Oase für literaturverliebte und texthungrige Menschen aus allen Ländern. Hier trifft der Besucher gemeinsam mit Aubrey auf Roger Mifflin, der neben seiner patenten Ehefrau und seinem Hund Bock (was die Kurzform für Boccacio ist) mit außerordentlicher Freude Wunschlektüren aufzuspüren vermag.

“Bücher sind die Reservoirs des menschlichen Geistes.”

Zitat, Seite 49

Hier wird der Bücherliebhaber so lange sich selbst überlassen, wie er es benötigt, um ungestört in den mit Weltliteratur bestückten Regalen zu stöbern und sich vom Rausch der spukenden Buchhandlung betören zu lassen. Das Rauchen ist während des Besuchs gestattet und gemütliche Sitzgelegenheiten gibt es in Hülle und Fülle.

Durch diesen Ort ist Christopher Morley, dem Autor des Romans, ein bezaubernder Schauplatz für diese Geschichte gelungen. Mit lebendigen und detailvollen Beschreibungen schafft er eine charmante und höchst reizvolle Atmosphäre für Buchliebhaber, die sich während der Geschichte auf vertrautem Terrain bewegen.

Der Schreibstil des Autors hat neben den Beschreibungen des Ladens jedoch für etwas Irritation auf meiner Seite gesorgt, was wohl oder übel den hochtrabenden und altmodischen Zeilen des Buchhändlers zuzuschreiben ist. Auch wenn die Niederschrift von Mifflins Gedanken und Dialogen gut zur Epoche des Buches passt und somit für Authentizität sorgt, komme ich nicht umhin, sie als meine persönliche Stolperstelle anzusehen. Denn leider entfalteten sich so nicht alle Gedankengänge des Antiquars in voller Blüte.

“Bücher enthalten die Gedanken und Träume der Menschen, ihre Hoffnungen, ihr Streben, alles, was an ihnen unsterblich ist. Aus Büchern lernen die meisten von uns, wie lebenswert das Leben doch ist.”

Zitat, Seite 116

Die Geschichte ist mit einer Fülle an philosophischen Zeilen angereichert, deren magische Anziehungskraft du dich nicht verwehren kannst. In der Buchhandlung selbst spukt es zu meinem Bedauern leider weniger als vermutet. Lediglich das mysteriöse Verschwinden eines Buches sorgt für Aufregung bei allen Beteiligten. Aubrey, ein literaturfremder Jungspund, der Mifflin eigentlich zu Werbemaßnahmen des Buchladens animieren will, macht es sich nun ganz unbewusst zur Aufgabe, diesem mysteriösen Verschwinden nachzugehen.

Bei seiner auffällig unauffälligen Herangehensweise a la Sherlock Holmes hat er schnell die Aufmerksamkeit der Diebe auf sich gelenkt und muss schon bald für das Wohlergehen von Miss Chapman harte Maßnahmen ergreifen. Bei einer rasanten Verfolgungsjagd entdeckt der Leser, dass nichts so ist, wie es zunächst scheint. Auch wenn der Verlauf der Geschichte dir nicht durchweg den Atem raubt, sorgt Morleys Werk für unterhaltsame und höchst vernebelte Stunden.

“Das Schöne am Buchhandel ist, dass man kein Literaturkritiker sein muss. Alles, was man braucht, ist die Freude am Buch.”

Zitat, Seite 104