Rezension

Dunkle Mächte wird es immer geben, aber ein Schattenjäger kämpft für die Ewigkeit

Lady Midnight
von Cassandra Clare

Bewertet mit 5 Sternen

Cover:

Diese Covergestaltung macht dem Buchtitel alle Ehre. Eine Frau, die ihm Wasser schwebt, das durch das Licht, welches durch die Oberfläche dringt, eine marmorartige Schattierung erhält. Ein Schwert, das ihr allem Anschein nach aus der Hand gleitet, sowie die Nuancen zweier Türme, die sie umschließen. Ein Blickfang, der dem Inhalt der Geschichte in nichts nachsteht.

 

Meinung:

Der schwere Verlust Emmas an ihren Eltern, erhält für sie eine neue Perspektive, als eine Mordserie an den verschiedensten Spezies in Los Angeles, eine ähnlich mysteriöse Handschrift trägt, wie die Ereignisse fünf Jahre zuvor. Die Vergangenheit wird zu Gegenwart und obwohl Emma bewusst ist, dass sie sich in die Vorfälle nicht einmischen darf, ist sie diesmal in der Lage, gegen das Dunkel anzukämpfen. Immer an ihrer Seite ist Julian – ihr Parabatai – gemeinsam haben sie schon viele Hürden gemeistert und Zeiten überstanden, die sie einander näher gebracht haben, als es ihre Verbindung zueinander erlaubt. Der Kampf der Schattenjäger geht in die nächste Runde und die Einsätze werden immer höher.

>>Ihr hattet beide keine andere Wahl ...<< >>Stimmt, die hatten wir nicht.<< [...] >>Wir hatten keine andere Wahl. Denn wenn ich je die Wahl gehabt hätte, hätte ich wirklich völlig andere Entscheidungen getroffen.<<

Den Krieg überstanden, bricht eine neue Ära an und mit ihr, eine neue Ordnung. Regeln, die die Wesen voneinander trennen und so eine Distanz zueinander schaffen. Allein diesen Aspekt habe ich in Frage gestellt, denn auch wenn die Interaktion untereinander wie beispielsweise in den "Chroniken der Unterwelt" immer an eine gewisse Bedingung geknüpft sind, so haben sie gemeinsam etwas geschaffen, was so allen Anschein nach unterdrückt werden soll.

Warst du schon immer so achtlos, wenn es um deine eigene Sicherheit geht? Erst seit dem Dunklen Krieg.

Die damaligen Vorfälle haben überall ihre Spuren hinterlassen und wurden als Vorwand zu Erklärung skurriler Ereignisse genutzt. Instinktiv hingegen spürt Emma, dass der Mord ihrer Eltern nicht im Zusammenhang mit dem dunklen Krieg steht. Im Institut der Schattenjäger baut sie ihre Fähigkeiten immer weiter aus, bis der Moment gekommen ist, in dem sich eine neue Spur auftut und sie über Jahre gefasst Pläne in die Tat umsetzen möchte. Um Licht ins Dunkel zu bringen ist Emma bereit einiges zu riskieren, wodurch sie und ihre Freunde in den Fokus dunkler Mächte geraten. Ebenso das Institut scheint nicht mit offenen Karten zu spielen. Doch was lauert im Verborgenen? Ist der vermeintliche Frieden nur die Ruhe vor dem Sturm?

Mut und Waghalsigkeit spielen hier eine große Rolle. Denn wie kann man gegen etwas ankämpfen, dessen Ausmaße oder gar Absichten man nicht vollumfänglich erfassen kann. Regeln werden gebrochen – zu Recht. Denn der so genannte Frieden, ist bei Weitem keiner. Etwas zu riskieren, bedeutet die Möglichkeit zu siegen oder zu verlieren, doch wie jeder weiß, wer nicht kämpft hat schon verloren. Eine Wiederholung des „Dark War“ hätte fatale Folgen für die gesamte Unterwelt, dennoch hat sich mir nie die Frage gestellt ob die Art wie sie agieren, wirklich die richtige ist, denn viel mehr hätte die Füße still zu halten, wohl eher zu einem hinauszögern geführt, denn das, was im Anmarsch ist, scheint Unaufhaltsam.

>>Taten zählen, nicht Worte<<

Emma und Julian sind ein faszinierendes Duo, das im Kampf gut miteinander harmoniert und ihr Vertrauen ineinander spürbar ist. Außerhalb dieser Sphäre liefern sich die zwei dennoch immer wieder einen Schlagabtausch der besonderen Art. Ebenso wie Emma, hat auch Julian einen Teil seiner Familie verloren und sorgt seither für seine Geschwister. Im Kreise der Blackstone kommt es allerdings auch zu spürbaren Veränderungen. Insbesondere Mark wirft einige Fragen auf, der etwas verbirgt was nicht ans Licht kommen soll. Wird der Zusammenhalt der Geschwister auseinander brechen? 

Abgründe tun sich auf, bei denen niemand weiß, wie tief diese reichen. Unvorhersehbare Wendungen rücken Dinge in ein neues Licht, Ereignisse die sich überschlagen und mitten drin, eine junge Liebe die sich über Jahre manifestiert hat und doch nicht sein darf.

 

Charaktere:

Emma ist ehrgeizig und verbissen. Das Ereignis, bei dem ihre Eltern ums Leben gekommen sind, war für sie eine dunkle Zeit, die sie dank dem Schwur Julians überlebt hat. Sie ist eine Kämpfernatur, die sich nicht klein kriegen lässt. Fast schon erscheint es, als wäre der Kampf gegen das im Verborgenen lauernde Böse leichter, als der Kampf um ihren Parabatai Julian. Ihre Verbindung wird durch eine Rune besiegelt und ist dennoch viel weitreichender. 

Der Einsatz von Herz und Verstand machen Julian zu einem besonderen Schattenjäger. Er ist ein Stratege der das Geschehen analysiert, ehe er handelt. Er ist jemand, der sein wahres Ich nach außen trägt und dabei dennoch eine Mauer um sich zieht, die seine Gefühle abschirmen. Nachdem Verlust seiner Eltern, hat er den elterlichen Part für seine jüngeren Geschwister übernommen, die er ebenso wie Emma beschützen möchte. Doch lassen es die Umstände manchmal nicht anders zu und man entscheidet sich bewusst für den Weg in die Dunkelheit, die einem die Möglichkeit versagt, vorausschauend zu Handeln. 

 

Schreibstil:

Mit Clary und Jace habe ich damals meinen Weg in die Welt der Schattenjäger gefunden, Charaktere die an Hürden gewachsen sind und großes bewegt haben. Mit Julian und Emma schafft Cassandra Clare neue Individuen, die ebenso viel Stärke besitzen, diese sich aber in einer anderen Art präsentieren. Wir tauchen in eine bekannte Welt ein und erleben sie dennoch vollkommen neu. 

Viele Handlungsstränge werden hier eröffnet, dennoch sind diese so gegliedert, dass man ohne Probleme die Übersicht über die Geschehnisse behält von denen schlussendlich viele zu einem großen Ganzen zusammen laufen. Ebenso interessant war es, dass man nicht ausschließlich in Gut und Böse klassifizieren kann, sondern das sich stellenweise auch "Grüppchen" bilden, die über vorangegangenes hinwegsehen können und ihr Hauptaugenmerk auf das übergeordnete Ziel legen.

Als Duo sind Emma und Julian ein beeindruckendes Duo, deren Vergangenheit in einer gemeinsamen Geschichte begründet liegt. Beide haben ihre Eltern verloren und beide waren sind füreinander da, egal in welcher Lebenslage. Schreckliche Erfahrungen führen nicht zwangsläufig dazu, dass Menschen den falschen Weg einschlagen, auch wenn man kurzzeitig einmal, das eigentliche Ziel aus den Augen verliert oder eine falsche Entscheidung trifft. 

Zweifel werden gestreut, Intrigen gesät, sodass der Leser auf eine falsche Fährte gelockt wird, hat man diesen Fehler dann erkannt, stellt sich ebenso wie im Buch die Frage, wann genau habe ich die falsche Abzweigung genommen bzw. die falschen Schlüsse gezogen? Ein unglaublich spannender Drahtseilakt, welcher durch die gemeinsame Geschichte von Emma und Julian an Tiefe und Emotionen gewinnt. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung, denn bei so einem Pageturner sind auch rund 800 Seiten nicht annährend genug.