Rezension

Dystopisches Rotkäppchen, anders als erwartet!​

Die Chroniken von Rotkäppchen - Allein im tiefen, tiefen Wald -

Die Chroniken von Rotkäppchen - Allein im tiefen, tiefen Wald
von Christina Henry

Bewertet mit 5 Sternen

Dunkel, blutig - mit Spuren des Urmärchens

Der Schreibstil ist flüssig, lässt sich gut lesen, spannend und packend wie die fast alle anderen Bände der Reihe.

Das Cover zeigt den großen Umriss eines Wolfes (wirkt von der Farbe her wie Blut), in klein darin eine Person (in weiß) mit einer Axt über der Schulter, dahinter sieht man Verästelungen von Pflanzen oder Blutbahnen. Es passt gut zum Roman und in die Reihe, vom Stil und der Gestaltung.

In der Klappe sieht man dann den Text: Mutter hat gesagt komm nicht vom Weg ab .. (zu sehen sind Ströme von Blut, Klekse und ein Handabdruck) und endet im Roman hinten mit: … doch was, wenn er in den Tod führt. Auch den Buchschnitt zieren Blutflecken und Handabdrücke. Sehr schöne Gestaltung und mal was anderes. Passt sehr gut zum Roman und seinem Inhalt.

Der Klappentext macht neugierig auf eine etwas andere Version von Rotkäppchen.

Fazit:

Ich glaube viel sind vom Roman enttäuscht, wenn man eine Erzählung die stark an die ursprüngliche Erzählung des Märchens erwartet hat.

Mir hat allerdings der Plot in einem dystopischen Umfeld gut gefallen. Und beim genaueren Lesen und Erfassen konnte man Spuren des alten Märchens entdecken, halt nur Spuren.

Rotkäppchen in diesem Fall Red (eigentlich Cordelia) mit ihrer Liebe zu roten Kapuzenjacken, wächst in einer Familie mit Eltern und Bruder auf. Aber dann kommt eine Epidemie und Menschen sterben an grippeähnlichen Symptomen. Die einzige Hoffnung besteht sich zu ihrer Großmutter durchzuschlagen. Leider sind ihre Eltern nicht dabei, nur ihr Bruder Adam. Er ist ein typischer amerikanischer Junge, allein den Weg zu Fuß zu gehen schmeckt ihm nicht und auf vieles verzichten zu müssen noch viel weniger. Aber er macht sich mit auf den Weg.

Red ist erschreckend klar, sie packt ihren Rucksack mit Kalkül, nichts Überflüssiges kommt hinein. Meist kommt sie einem besserwisserisch und arrogant vor. Allerdings scheint das in diesem Fall gut zu sein. Auch wie sie mit vielen sich ergebenden Situationen umgeht. Ganz besonders haben mir aber die Szenen mit Riley und Sam gefallen – Red kann noch Menschlichkeit, Mitleid und Hilfsbereitschaft empfinden.

In vielen Handlungen konnten wir erleben wie skrupellos und brutal Menschen nach solch einer Katastrophe handeln, nur das eigene Überleben steht im Vordergrund. Es werden dunkle Sehnsüchte ausgelebt, niedere Beweggründe und böse Hintergedanken. Und auch Red fürchtet sich nicht vor den Wesen des Waldes, den wilden Tieren, sondern eher vor den sich zusammenfindenden Gruppen von Menschen (Männern) und der Miliz (Regierung). Den Männern in Uniform, die mehr wissen als sie vorgeben. Töten möchte sie eigentlich niemanden, aber wer allein in den Wald geht, muss sich verteidigen können.

Im Roman ist klar der Weg zur Großmutter das Ziel, weniger was sie dort erwartet (sie geht davon aus das ihre Großmutter auf jeden Fall dort sein wird).

Die Herausforderungen auf dem Weg – das ist der böse Wolf – in allen nur möglichen Formen begegnet er ihr und sie muss zeigen das sie stärker, intelligenter und ein Stück weit skrupelloser ist.

Für mich war der Roman sehr lesenswert – auch wenn recht wenig vom Urmärchen erhalten wurde – es hat überraschende Wendungen im Paket, wobei nicht alle Fragen, die entstehen beantwortet wurden. Ein schönes Lesepaket, das natürlich schon mit einer interessanten Aufmachung / Gestaltung daherkommt. Auch der Plot konnte mich im großen Ganzen Begeistern, man muss sich halt darauf einlassen. Der Kampf gegen das Böse steht im Vordergrund. Von mir 5 Sterne für diesen Roman der Reihe.