Rezension

Eher banaler Episodenroman über die Geschichte eines Hauses

Das Haus der Lady Armstrong - Andrew O'Connor

Das Haus der Lady Armstrong
von Andrew O'Connor

Bewertet mit 3 Sternen

Irland 1840: Lord Edward Armstrong baut für seine Braut ein Herrenhaus. Leider bringt es der Familie kein Glück.

Der Roman erzählt die Geschichte des Hauses in drei Zeitetappen. In den 1840er Jahren erlebt man die Liebesgeschichte Edwards und Annas, die leider wenig glücklich endet. Der zweite Teil beginnt kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges und endet einige Jahre nach dem Krieg, hier geht es ebenfalls um ein Ehepaar, Clara und Pierce Armstrong, und dessen schwierige Beziehung. Schließlich erzählt der Autor, was mit dem Haus in der Gegenwart geschieht, es ist baufällig und wird von einem reichen Ehepaar ersteigert, das es restauriert, als Architekt wird der Vorbesitzer gewonnen, ein Mitglied der Armstrong-Familie.

Verquickt in die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner hat Andrew O’Connor viel irische Geschichte, Edward und Anna haben es mit Missernten zu tun, die zu Hungersnöten in der Bevölkerung führen, bei Clara und Pierce ist es der Krieg mit all seinen Problemen und in der Gegenwart spielt die Finanzkrise auf Grund der Insolvenz der Leman Brothers eine Rolle. Auch die irische Home-Rule-Bewegung findet sich in großen Teilen des Romans wieder.

Dass der Roman auf diesen historischen Tatsachen beruht, hat mir gut gefallen. So ist er nicht „nur“ Frauenroman sondern auch historischer Roman. Obwohl der Titel etwas anderes vermuten lässt, hatte ich, da der Autor ein Mann ist, gehofft, eben keinen reinen Frauenroman zu lesen, diese sind so gar nicht mein bevorzugtes Genre. Bis auf den in meinen Augen recht gut recherchierten historischen Hintergrund handelt es sich jedoch durchaus um das eigentlich von mir verschmähte Genre. Liebesschmerz und -drama stehen im Mittelpunkt, mehr als einmal brachte mich das Geschehen dazu, die Augen zu verdrehen.

Die Charaktere sind recht klischeebehaftet, wenig tiefgründig und eher eindimensional gezeichnet. Zumindest die historischen Protagonistinnen neigen etwas dazu, ihre gesellschaftlichen Rolle als Frau sprengen zu wollen, beharren aber sehr auf ihrer Rolle als Adelige und Gutsbesitzerin. Die dazugehörigen Männer sind entweder schwach oder lieblos. Leider wird – zumindest in den ersten beiden Zeitebenen – das Geschehen nur aus Sicht der Frauen erzählt, die männliche Perspektive hätte interessant sein können.

Mehr als einmal konnte ich Handlungen nicht nachvollziehen. Die Geschichte selbst finde ich an manchen Stellen sehr konstruiert. Im ersten Teil z. B. handelt ein Bediensteter gegen Ende so gegen seinen bisherigen Charakter, dass ich die darauffolgenden Ereignisse nicht mehr ernst nehmen kann. Auch das Ende des Gegenwart-Teiles war in dieser Form absolut unnötig und sollte wohl Genre-Klischees bedienen.

Die einzelnen Zeitebenen hängen nur recht lose zusammen, die einzelnen Geschichten enden ziemlich abrupt, die nächste Zeitebene beginnt vollkommen neu. Zwar gibt es einige Verweise auf die vorherigen Zeitabschnitte, mir ist das jedoch zu wenige. Man hat das Gefühl, es fehlt etwas. Immerhin erfährt man gegen Ende des Romans etwas mehr über das Schicksal einer der Frauen, aber auch hier bleibt eine leichte Unzufriedenheit.

Trotz aller Kritik lässt sich der Roman schnell und flüssig. Die Erzählung wird gut in die geschichtlichen Ereignisse eingefügt, diese machen Lust, sich weiter über die irische Geschichte zu informieren. Ein Roman, der den Fokus mehr auf die Geschichte und weniger auf die Liebesgeschichten gelegt hätte, hätte mir sicher mehr gefallen.