Rezension

Ein eher mittelspannender Krimi aus der Provence. Gut fürs Hören beim heimischen Werkeln.

Tod in der Provence
von Pierre Lagrange

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Krimi aus der Provence für Zwischendurch. Prima Idee, flache Figuren, eher lässiger Schreibstil, manches an den Haaren vorbei.

Klappentext: „Carpentras, ein malerischer Ort in der Provence. Das Hamburger Ehepaar Hanna und Niklas erbt dort ein halb verfallenes Chateau. Doch der Traum wird zum Albtraum. In der Nähe des Chateaus findet man eine Frauenleiche – und ihr fehlen die Füße. Hanna erfährt, dass schon früher in der Gegend Frauen verschwunden sind – Frauen mit roten Haaren wie sie. Geht in der Provence ein Serienmörder um, der Körperteile sammelt? Commissaire Albin Leclerc nimmt die Ermittlungen auf.“

Der Klappentext beschreibt die Ausgangssituation ganz gut.  Man trifft Albin Leclerc, einen Polizeiermittler, der eher gegen seinen Willen in den Ruhestand versetzt wurde. Er hat aber einen unaufgeklärten Fall aus seiner aktiven Zeit, denn der Mörder der rothaarigen Frauen wurde nie gefasst. Als eine weitere Leiche, diesmal ohne Füße gefunden wird, glaubt er, dass der Serienmörder wieder zugeschlagen hat und ermittelt auf eigene Faust.

Albin ist ein Rentner, läuft mit dem Mops durch die Geschichte und versucht sich in den neuen Lebensumständen zu finden. Der Mops wurde ihm bei der Verabschiedung geschenkt, damit er etwas zu tun hat. Albin ist auch diese Situation neu, aber er kümmert sich rührend um den kleinen Kerl und nimmt ihn überall zu seinen Ermittlungsorten mit. Ab etwa der Mitte der Geschichte redet der Mops mit ihm und wird quasi zu seinem ersten Ansprechpartner bei den Ermittlungen. Bald gibt es eine weitere Leiche einer Rothaarigen, der die Hände fehlen. Albin fühlt sich schuldig, dass er diesen Mord nicht verhindern konnte. Außerdem wird er zum Verdächtigen, denn er hat der jungen Frau Geld fürs Taxi gegeben, damit sie sicher nach Hause kommt und nicht dem Mörder auf der Straße in die Arme läuft.

Die junge Familie aus Hamburg träumt von einem Leben in der Provence und will das vererbte Chateau in ein kleines Hotel umbauen. Bald stellt sich heraus, dass es eine viel zu komplizierte Aufgabe für die beiden ist, sowohl finanziell als auch in jeder anderen Hinsicht. Niklas schient an burn out Syndrom zu leiden und sein Verhalten wird immer sonderlicher. Dass das Haus ein dunkles Geheimnis birgt, merkt anfangs nur die kleine Tochter.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt: aus der von Albin Leclerc und aus der von Hanna Henna, wie sie sich von Berufswegen nennt. Im Hörbuch spiegelt es sich auch wieder. Albins Part liest Wolfram Koch und Hanna liest Britta Steffenhagen. Eine gute Lösung. So eine Aufteilung wirkte bereichernd für das gesamte Hörerlebnis. Prima gelesen. Beide Figuren standen mir lebendig vorm inneren Auge und brachten die Geschichte näher.

Die Idee zum Krimi fand ich auch ganz gut und bizarr genug für so eine Geschichte. So viel sei gesagt: die Gedichte und Figuren von Francesco Petrarca, dem Lyriker des Mittelalters (1307-1374), der in der Fontaine-de-Vaucluse bei Avignon gelebt hat, spielen eine große Rolle dabei. Dies schafft einen historischen Bezug, i.e. die Geschichte der Region wurde in den Erzählteppich hineingewoben. Die Auflösung ist logisch und nachvollziehbar. Wobei man erst auf falsche Fährten geschickt wird. Ich konnte leider so ziemlich am Anfang meinen Verdacht schöpfen und der hat sich auch dann bestätigt.

Die Sprache hätte etwas eleganter ausfallen können. Die unnötigen Wortwiederholungen haben mir hier und dort das Hör-Vergnügen getrübt. Diese hätte man locker vermeiden können.

Die Art der Stoffdarbietung fällt eher lässig aus: Erklärungen, Berichte und Behauptungen auf Schritt und Tritt, wo sie gerade passend erscheinen. Auch dass eine Zusammenfassung zum Schluss alle Motive und Mörder explizit benennt und ausgiebig erklärt, hat mir leider den Spaß an der Geschichte zusätzlich vergällt. An einigen Punkten fehlten auch plausible Beweggründe.

Die Figuren hauten leider nicht vom Hocker: Sie bedienten die gängigen Klischees und blieben doch eher schemenhaft. Der Hanna fehlte etwas Wesentliches. Sie blieb mir größtenteils fern. Ihre sechsjährige Tochter dagegen war wie dem wirklichen Leben entsprungen. Sie kommt aber nicht oft vor. Auch der Albin blieb auf Distanz. Er wurde als sympathischer Kerl beschrieben, aber so wirklich kann man mit ihm nicht warm werden.

Manche Landschaftsbeschreibungen haben aber doch etwas vom Urlaubsfeeling hergezaubert.

Fazit: Ein Krimi aus der Provence für Zwischendurch. Prima Idee, flache Figuren, eher lässiger Schreibstil, manches an den Haaren vorbei.

Ich kann hier mit einer guten Portion Wohlwollen vier Sterne und eine Empfehlung für Fans der Regio-Krimis aus Südfrankreich vergeben, hpts. weil es eine Hörbuchausgabe ist, das sehr gut gelesen wurde. Das hat das Gesamtergebnis aufgewertet. Man kann den Krimi bei heimischem Werkeln gut durchhören.

Spieldauer: 8 Stunden und 53 Minuten, gekürte Ausgabe, gelesen von Britta Steffenhagen und Wolfram Koch.