Rezension

Kommissar im Ruhestand

Tod in der Provence
von Pierre Lagrange

Bewertet mit 5 Sternen

Die beiden Deutschen Niklas und Hanna aus Hamburg fahren mit ihrer Tochter in die Provence, da Niklas Onkel Justin gestorben ist und seinem Neffen sein Anwesen, das Château Ledrome vermacht hat. Hanna träumt davon, dort ein kleines Hotel zu eröffnen und nebenbei ihre Malerei zu betreiben. Glücklicherweise ist ihr Mann Niklas Architekt, kann also die Umbauarbeiten selbst planen, und – so hofft Hanna – hätte dann etwas mehr Zeit für sie und die Tochter Lilly. Dann wird aber eine Leiche gefunden. Einer jungen, rothaarigen Frau wurden die Füße abgehackt. Das ruft Albin Leclerc auf den Plan: eigentlich Kommissar im Ruhestand, aber nie wirklich zur Ruhe gekommen, da ihn eine Reihe alter Fälle nicht loslässt. In den vergangenen Jahren waren acht rothaarige Frauen spurlos verschwunden. Leclerc mischt sich raffiniert und mit allen Tricks in die laufenden Ermittlungen ein und geht sowohl der Polizei als auch der Gerichtsmedizinerin gewaltig auf die Nerven. Begleitet wird Leclerc immer von seinem Mops Tyson, den ihm die Kollegen zum Abschied geschenkt haben, damit er etwas zu tun hat. So mürrisch Albin zu Beginn des Romans wirkt, so schnell hat man ihn jedoch ins Herz geschlossen. Bei bitterbösen Wortgeplänkeln mit dem Cafébesitzer Matteo zeigt Albin seine raue Schale. Ihm ist aber auch eine zarte Romanze mit Véronique aus dem Blumenladen vergönnt, sodass er auch seine weiche und gefühlvolle Seite zeigen darf. Als eine weitere Frauenleiche, wieder rothaarig, gefunden wird, sind schon einige Verdächtige im Spiel. Sowohl der Hausverwalter des Châteaus, Lehmann, als auch der Maler Jérémy, der in der Nachbarschaft wohnt, ja sogar Niklas, Hannas Mann, alle verhalten sich merkwürdig.

Das Ende ist grausam und erschütternd für alle Beteiligte. Aber Albin Leclercs Spürsinn und Beharrlichkeit zahlen sich aus.

Der deutsche Autor mit französischem Pseudonym kennt sich offensichtlich mit französischen Gepflogenheiten und der aktuellen politischen Situation aus. Zwar wird die Landschaft der Provence, vor allem durch Hannas Augen, touristisch und etwas klischeehaft beschrieben, im Gegenzug kommt dann aber Albin zu Wort, der das schöne Bild der Region entzaubert, wenn er hinter einem mit Lavendel beladenen Trecker herfahren muss, dessen Ladung für ihn unerträglich stinkt. So hat man, trotz einiger grausamer Szenen, immer auch etwas zum Schmunzeln und wird bestens unterhalten.

Leider geht der Krimi mit diesem Titel in den vielen derzeitigen Lavendel – Camargue  - Provence – Krimis etwas unter. Er verdient es aber, herausgehoben zu werden und man freut sich schon auf den nächsten Fall, in den Albin Leclerc sich ungefragt einmischt.