Rezension

Ein einzigartiger Roman.

Die Fliedertochter - Teresa Simon

Die Fliedertochter
von Teresa Simon

Bewertet mit 5 Sternen

Nun hielt ich ihn also in den Händen, den vierten Roman von Teresa Simon.
Mein persönlicher Eindruck von dieser Autorin war und ist, sie wird von Roman zu Roman besser. Schafft sie es doch regelmäßig auf die Bestsellerlisten.
Was sicher auch an dem wunderbaren Schreibstil dieser Autorin liegt.

Erneut entführt uns die Autorin in die Zeit des Nationalsozialismus, ein dunkles Kapitel, welches nicht vergessen werden sollte.

Paulina, unsere Heldin in der Gegenwart wird von ihrer großmütterlichen Freundin Toni gebeten nach Wien zu reisen um etwas anzunehmen.

Da Paulina ohnehin nicht weiß, wie ihr Liebesleben weiter verlaufen wird, ist ihr diese Auszeit gerade recht und sie lässt sich nicht lange bitten und reist im Zug nach Wien.
Bekanntschaften, die zunächst flüchtig im Zug geschlossen werden, sollte man wirklich nicht unterschätzen, egal in welcher Epoche sie geschlossen werden.

In einem Hotel wohnen braucht Paulina nicht, sie wird bei Familie Brunner in Wien wohnen, dort bestens umsorgt und dort sie erhält ein altes Tagebuch, welches Toni erhalten soll.
Paulina kann sich nicht zurückhalten, sie muss das Tagebuch einfach lesen!

Ein geheimnisvoller Brief, ein spannendes Tagebuch und viele Verwicklungen. Was will das Leserherz mehr?
Und unsere Heldin Paulina Wilke gestattet und großzügige Einblicke in das alte Tagebuch.

Dieses Tagebuch beginnt zunächst in Berlin 1936, doch bald ist Berlin für Luzie Kühn, die Schreiberin dieses Tagebuchs, kein sicherer Ort mehr.
Vielleicht hätte „der Bock von Babelsberg“ helfen können, aber Luzie verzichtet auf die Hilfe dieses Mannes. Damit beweist sie Mut und Größe.
Dabei ist Berlin 1936 ein wirklich schillernder Ort gewesen, viele bunte Truppen tummelten sich dort und damit meine ich keine Soldaten. Allerdings wird sehr auf Stammbaum, körperliche und geistige Unversehrtheit und sexuelle Vorlieben geachtet.
Wer da aus dem Raster fällt ist in Deutschland nicht mehr gern gesehen.
Daher lieber in Sicherheit bringen, für Luzie heißt das: Auf nach Wien!

Doch es bleibt nicht nur bei diesem alten Tagebuch. Es finden sich noch einige weitere Fundstücke, alles Teile eines Puzzles, wenn man so will.

Eine Frau zwischen zwei Männern und das in einer schwierigen Zeit, das verspricht Spannung, aber ich möchte nicht zu viel verraten.

Und wenn dann auch noch das Pessar… Aber lest bitte selbst!
Doch wer meint, die Zeiten sind schwierig, der sollte sich nicht täuschen lassen, es kommt noch schlimmer, viel schlimmer.
Auch Wien ist kein sicherer Ort mehr für Luzie. Zumal wenn ein widerlicher Nazi unserer Heldin nachstellt. Und dieser vor nichts halt macht.

Zum Glück gab es in diesen schlimmen Zeiten auch noch anständige Menschen, die häufig viel riskiert haben.
Hier hieß es für mich Nerven behalten und beim Lesen ab zu mal innezuhalten.
Euthanasie, Irrenanstalt, es werden Frauen „ausgeräumt“, oh je…
Was für barbarische Zeiten, ich habe mitgelitten!

Manchmal geschehen jedoch doch noch Wunder und man kann der Hölle entkommen.
Und ein Tagebuch verfilmen? Okay, das kommt nicht so oft vor, aber es kommt vor, aber ich halte es für eine gute Idee.

Wien, in dieser schönen Stadt laufen dann auch wieder alle Fäden zusammen, alles wird aufgedröselt.
So viele Namen von Frauen verschiedener Lebenswege und Generationen und doch gehören sie alle zusammen…
Ein Wikinger, eine Schneekugel und eine Unbekannte, wow!