Rezension

Ein Genüsschen

Dankbarkeiten - Delphine de Vigan

Dankbarkeiten
von Delphine de Vigan

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es kann so einfach sein: Ohne viele Wort beschreibt De Vigan die Geschichte von Michka, die ihrerseits gerade ihre Wörter verliert. Sie ist dement und deshalb frisch in ein Seniorenheim eingezogen. Das Sprechen fällt ihr zunehmend schwer und gerade weil sie bisher immer wortgewandt und selbstständig war, ist das ein bitteres Gefühl. Doch noch schwerer wiegt für Michka, dass sie das Ehepaar nicht wiederfindet, dass sie als Kind in den letzten Monaten des Krieges bei sich aufgenommen hat. Es schmerzt, dass sie nie die Chance hatte, sich zu bedanken.

Nebenbei erfahren wir ein wenig über Jérome, ihren Sprachtherapeuten und über Marie, ihre Ziehtochter, deren Leben Michka jeweils auf besondere Art berührt und beeinflusst.

In De Vigans kurzem Text stecken viele große Gefühle: Angst, Liebe, Hoffnung, Trauer aber auch Humor. Ich war gerührt, ich musste schmunzeln, ich habe es genossen. Ein wunderbares Beispiel dafür dass es für viele Emotionen nicht unbedingt viele Worte braucht.