Rezension

Ein rundum gelungener zweiter Band, der die Hoffnung der Menschen in den 1920/1930iger Jahren perfekt widerspiegelt. Dan

Fräulein Gold. Scheunenkinder - Anne Stern

Fräulein Gold. Scheunenkinder
von Anne Stern

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

Band 2 der farbenprächtigen Saga um Hebamme Hulda Gold, die im Berlin der 1920er Jahre in rätselhafte Fälle verstrickt wird.

1923: Die Berliner Hebamme Hulda Gold wird zu einer Geburt ins Scheunenviertel nach Mitte gerufen. Obwohl die jüdische Familie dort nach ihren ganz eigenen, strengen Regeln lebt, gewinnt Hulda das Vertrauen der jungen Mutter. Und als das Neugeborene nach wenigen Tagen verschwindet, wird sie unvermittelt in die rätselhafte Suche nach ihm verstrickt. Wie kann ein Kind in dieser engen Gemeinschaft einfach so verlorengehen? Je hartnäckiger Hulda den Spuren folgt, desto stärker stößt sie auf Widerstand, denn die Bewohner des Viertels haben ihre gut gehüteten Geheimnisse.
Bald zeigt sich, dass die Berliner Polizei zur gleichen Zeit nach Kinderhändlern fahndet, und Hulda ahnt einen Zusammenhang. Kann Kommissar Karl North ihr helfen, das Neugeborene zu finden? Doch dann entlädt sich im Scheunenviertel der Judenhass in einem Pogrom, und Hulda selbst gerät in höchste Gefahr.

 

Mein Leseeindruck:

 

Zu Beginn möchte ich ein paar Worte über das Cover anmerken. Es knüpft an den ersten Band an und zeigt damit seine enge Verbundenheit.

Kommen wir nun zum Inhalt. Der Prolog entführt den Leser nach Berlin, in das Jahr 1902. Man spürt in jedem Wort, in jeder Zeile die Liebe, die Ruth in sich trägt. Eine Liebe mit vielen Gefahren, aber dennoch ist sie so stark, dass es kein Aufhören gibt.

 

Dann, 21 Jahre später - wir erleben die Währungsreform. Heute kostet das Brot noch 1 Mark, morgen schon 1 Million. Ja, genau das war die Reform. Die Währung hatte ihren Wert verloren und das Geld war plötzlich nichts mehr wert. Keine konnte wissen, wieviel das Geld oder das Ersparte morgen noch Wert sein würde. Das pure Chaos.

Aber betrachten wir die Geschichte weiter. In diesem, zweiten Band der Fräulein Gold Reihe, lernt Hulda eine junge Frau kennen. Diese lebt in Berlins ärmsten Viertel, dem Scheunenviertel. Viele Juden haben sich dort niedergelassen, aber nicht die Reichen, die Geschäfte betrieben haben, denen Banken gehörte. Nein, es waren Jene, die kaum etwas zu essen hatten und froh waren, ein Dach über dem Kopf zu haben. Armut und damit der verbundene Hunger, waren an der Tagesordnung. Aufgrund der Armut bleiben natürlich auch die Verbrechen nicht aus, aber wie wir aus dem Vorgängerband schon wissen, kann Hulda Gold damit umgehen. Gibt es doch diesen netten Kommissar, mit dem sie ein ganz besonderes Band verbindet. (Hier sei mir der Hinweis auf den ersten Band gestattet)

Du siehst, auch die Liebe kommt in diesem Band nicht zu kurz. Da die Zeiten in Berlin jedoch sehr schwierig sind und Hulda jüdischer Herkunft ist, wird es in diesem zweiten Band auch sehr zeitgenössisch. Die Autorin verschafft durch ihre Worte und ihren Schreibstil Szenen, die ein realistisches Bild vor den Augen entstehen lassen. Wäre es ein Fernsehfilm, so würde an vielen Stellen dramatisch klingende Musik eingespielt werden, so dass der Zuschauer automatisch Tränen in den Augen hätte. Die Sätzen schaffen ein Bild, das den Leser mit nach Berlin nimmt. In eine Stadt, die auf der einen Seite Dekadenz bietet, auf der anderen Seite jedoch das krasse Gegenteil. Dazu kommt noch die politische, unklare Situation.

Dieser zweite Band der Fräulein Gold Reihe könnte zwar ohne Vorkenntnisse gelesen werden, jedoch würden dem Leser einige Informationen fehlen. Da auch nicht viel von der Vorgeschichte erzählt wird, wäre es ratsamer, die Reihenfolge einzuhalten.

Ansonsten bietet der Schreibstil soviel Klarheit, dass es einfach ist, der Geschichte und dem damit verbundenen Leben in den 1920ger Jahren in Berlin zu folgen.

Fazit: Ein rundum gelungener zweiter Band, der die Hoffnung der Menschen in den 1920/1930iger Jahren perfekt widerspiegelt. Danke für diese tollen Lesestunden!