Rezension

Ein sehr bewegendes Buch

Macht -

Macht
von Heidi Furre

Bewertet mit 4.5 Sternen

TW: sexualisierte Gewalt, Vergewaltigung

Macht ist ein wichtiges, schonungsloses, schmerzhaftes, bestärkendes und gleichzeitig sehr aufwühlendes Buch. 

Die Hauptprotagonistin ist Liv. Wir lernen Liv kennen, als sie ein scheinbar perfektes Leben mit Mitte 30 führt. Sie hat keine Geldsorgen, einen Ehemann, der sie über alles liebt, Kinder, die sie liebt und ein großes Haus. Auch in ihrem Job ist Liv zufrieden. Sie arbeitet als Pflegerin und findet darin ihre Erfüllung. Was also könnte jetzt noch kommen? 

Tief in Liv arbeitet es. Ein Ereignis, das vor mehr als 15 Jahren stattgefunden hat, belastet sie immer noch. Was sicherlich keine Überraschung ist, denn Liv hat mit den Folgen einer Vergewaltigung zu kämpfen. Ihr perfektes Leben soll den Schein nach außen wahren. Außer ihrer besten Freundin weiß niemand von der Vergewaltigung. Ihre Rolle als Mutter lässt das Geschehene wieder hochkommen. In alltäglichen Situation wird sie immer wieder an die Tat erinnert. Heidi Furre zeigt sehr deutlich auf, welche Auswirkungen eine Vergewaltigung auch Jahrzehnte nach dem Erlebnis im Leben der Person haben kann. 

Sehr anschaulich, authentisch und ohne große Distanz beschreibt Heidi Furre das Innenleben von Liv und stellt so die Protagonistin und nicht die geschehene Tat in den Vordergrund und verleiht Liv eine Stimme. Der Schreibstil der Autorin regt sehr zum Nachdenken an. Trotz der schweren Thematik geht eine Sogwirkung vom Buch aus und ich habe es an einem Tag gelesen. Gleichzeitig bin ich wütend und traurig, denn jede zehnte Frau kann genau das erleben, was Liv erlebt hat. Für mich war das Buch ein neuer literarischer Zugang zum Themenkomplex der Vergewaltigung. 

Ein sehr intensives Buch, das den Ton für ein solch wichtiges Thema genau trifft. Klare Leseempfehlung für alle, die sich näher mit der Thematik auseinandersetzen möchten und können.

Aus dem Norwegischen übersetzt von Karoline Hippe und bei Dumont.