Rezension

Starke Frauen

Macht -

Macht
von Heidi Furre

Bewertet mit 4 Sternen

Vor Jahren ist Liv etwas passiert; selbst das Wort Vergewaltigung denkt sie nur zögerlich, schweigt den Vorfall tot. Doch als an ihrem Arbeitsort ein mutmaßlicher Täter regelmäßig ein und aus geht, droht die mühevoll errichtete Fassade zu bröckeln.

Liv hat sich eine Fassade der Äußerlichkeiten, der Normalität aufgebaut. Ihr Trauma lauert immer im Hinterkopf, doch sie kämpft dagegen an, will die Opferrolle weit von sich weisen. Kleinigkeiten können sie aus dem Tritt bringen, doch trotzdem wissen nur wenige Bescheid, noch nicht einmal ihr Mann. Welche Kraft dazu nötig ist, das liest man immer wieder aus ihren Schilderungen heraus, aber trotz allem ist Liv eine starke Frau. Man kommt bei der Lektüre mehr als einmal ins Grübeln, nicht zuletzt, weil die Autorin auch immer wieder diese Zahl anbringt: 1 von 10 Frauen (in Norwegen, die deutsche Statistik kenne ich leider nicht). Eine erschreckende Zahl. Furres Geschichte liest sich soghaft und zwingend, Gedankensprünge und Richtungswechsel zeigen Livs Anspannung, sodass die Handlung immer aufgeladen und rastlos wirkt, auch wenn der generelle Ton eigentlich recht kühl wirkt. Macht ist schon allein thematisch kein leichtes Buch, trotzdem habe ich es gerne gelesen.