Rezension

Macht über sich selbst

Macht -

Macht
von Heidi Furre

Bewertet mit 5 Sternen

Liv lebt mit Mitte dreißig mit Mann und zwei Kindern in einem kleinen Häuschen Oslo und arbeitet als Pflegerin in einem Heim. Die Idylle trügt, ist Liv doch als junge Frau vergewaltigt worden., es wissen jedoch nur ganz wenige Menschen von dieser Tat, selbst Livs Mann nicht.
Dieser Roman berührt ein sensibles Thema, es ist daher schwierig, für andere eine Leseempfehlung auszusprechen. Für mich als "Nicht-Betroffene" waren die Einblicke in die Gedankenwelt Livs - und von nichts anderem handelt das Buch - sehr interessant, teilweise erschütternd, dann ließen mich die Gedanken wieder ratlos zurück. Ihr kompletter Alltag, ihr ganzes Handeln scheint von der schlimmen Tat bestimmt zu sein, aber eigentlich will Liv nach außen hin eine aufrechte starke Frau darstellen. Das viele auf und ab in ihren Gedanken und ihrem täglichen Leben spiegelt für mich sehr gut das Seelenleben einer Betroffenen wider, die sich auch immer wieder unter anderen Frauen umschaut und überlegt, wer "statistisch gesehen" noch alles Opfer sein könnte.
Dafür, dass außer ein wenig Alltagsleben in dem Roman nicht viel passiert, wurden mir die Gedanken sehr nahegebracht und haben mich nachdenklich gemacht. Die Tat selbst wurde richtigerweise nicht beschrieben und das offene Ende zeigt auch hier für mich wieder zutreffend die Zerrissenheit von Liv. 
Ein Buch, das vom Thema her nicht einfach ist, aber doch gut und flüssig zu lesen war. Auch diese Bewertung hier war für mich schwer in Worte zu fassen, mein Gefühl hält diese Geschichte jedoch für richtig und wichtig.