Rezension

Leider etwas eindimensional

Macht -

Macht
von Heidi Furre

Der Titel dieses Romans hat mich sofort abgeholt: Heidi Furre erzählt unter der Überschrift "Macht" die Geschichte einer Frau, die als Studentin vergewaltigt wurde. In nur einem Wort bringt sie präzise auf den Punkt, worum es bei sexualisierter Gewalt geht - um Macht. Diesen prägnanten Schreibstil behält sie das ganze Buch über bei. Es gelingt ihr durchgehend, atmosphärisch dicht zu erzählen und lebendige Bilder zu beschwören. Die Erzählung ist eher unzusammenhängend und wirft lediglich Schlaglichter auf das Leben der Protagonistin Liv. Dennoch kommt an, was die Autorin vermitteln will: Liv kann das Trauma der Vergangenheit nicht abschütteln. Diese Botschaft wird eindringlich und authentisch mit starken Formulierungen transportiert.

Dennoch bleibt mir persönlich die Geschichte zu eindimensional. Der im Klappentext versprochene "Befreiungsschlag" bleibt für mich aus. Eine Entwicklung der Protagonistin ist nicht erkennbar. Ich finde es schade, dass die Autorin über diesen rein deskriptiven Teil nicht hinauskommt. Dieser Roman könnte kraftvoll all jenen Hoffnung schenken, die selbst betroffen sind. Doch so erleben wir eine traumatisierte und von der Vergangenheit belastete Frau, die nicht so recht raus finden will aus ihrem Trauma. Auch die Beziehung zu Liv Mann Terje bleibt mir viel zu blass. Er scheint in ihrem Leben keine Rolle zu spielen. Auch die Beziehung zu ihrer Tochter bekommt zu wenig Raum. Insgesamt bleiben damit für mich zu viele Aspekte nur oberflächlich angeleuchtet. Die Autorin bleibt damit weit hinter dem zurück, was in dieser Geschichte möglich gewesen wäre. Schade.