Rezension

Ein verrücktes Märchen über die Freundschaft und die Liebe

Julie weiß, wo die Liebe wohnt - Gilles Legardinier

Julie weiß, wo die Liebe wohnt
von Gilles Legardinier

Bewertet mit 5 Sternen

Welch ein wunderbares Buch !!!

Gilles Legardinier erzählt mit unglaublichem Charme die etwas verrückte Geschichte von Julie Tournelle.
Julie ist 28 Jahre jung, lebt in einer französischen Stadt, hasst ihren Job in einer Bank und gerät in völlige Verzückung als sie den Namen eines neuen Hausbewohners auf dem Briefkasten entdeckt. Der Name Ricardo Patatras wirkt auf sie so geheimnisvoll, das Julie diesem neuen Bewohner unbedingt begegnen muss, aber natürlich muss dieses Treffen "zufällig" aussehen, sie will ja nicht das man sie für eine Stalkerin hält.
Um mehr über den neuen Mann aus der dritten Etage herauszufinden, lauert sie also nicht nur tagelang am Türspion, sondern fuchtelt auch ganz ungeniert mit einer kleinen Taschenlampe in seinem Briefkasten herum, in der Hoffnung über seine Post herauszufinden, was für ein Mensch er ist. Zu dumm nur, das ihr dabei die kleine Taschenlampe aus der Hand rutscht, in den Briefkasten fällt und sie beim Versuch, die Lampe wieder herauszuholen, einfach steckenbleibt und nur vom Besitzer selbst gerettet werden kann, ohne dabei zu ahnen, das dieser ihr Leben komplett verändern wird....

"Wenn ich alles preisgeben würde, was ich vermasselt habe, bräuchte ich Monate, und das auch nur,
wenn ich schnell spräche..." Seite 7

Seit "Die fabelhafte Welt der Amelie", "Zusammen ist man weniger allein", "Die Mechanik des Herzens" bin ich ein heimlicher Fan französischer Romane. Nun ja, jetzt hab ich mich wohl verraten, denn bisher wusste das eigentlich kaum jemand. Warum ist das so ? Es ist dieses gewisse Etwas mit dem mich französische Autoren verzaubern. Man kann das nicht erklären, wer aber jemals einen Roman beispielsweise von Anna Gavalda gelesen hat, der wird wissen, was ich meine. Sie besitzen eine Gabe, dem Leser mit einfachen Dingen eine so bezaubernde und filigran geschilderte Welt zu offenbaren. Obwohl die meisten Geschichten die ich bisher gelesen oder gesehen habe, im Hier und Jetzt spielen, taucht man ab in etwas Fantastisches.

Auch Gilles Legardinier besitzt diese Gabe.
Bereits nach wenigen Seiten war ich so gefangen und verzückt von der Geschichte, das ich das Buch kaum noch weglegen mochte. Sein Schreibstil liest sich wunderbar flüssig, ist sehr schnörkellos und modern.
Seine Schilderungen von Julies Umfeld, und dabei ist es egal ob er die Gegend oder die Bewohner beschreibt, sind detailliert ohne jemals lästig oder langweilig zu wirken.

"Es ist verrückt. Wenn wir Frauen an jemanden denken, dann ununterbrochen. Dann füllt dieser eine Mann in jeder Sekunde jeden Winkel unserer Gedanken aus. Man rackert sich bei dem Versuch ab, auf andere Gedanken zu kommen, aber die winzigste Kleinigkeit bringt einen wieder zum Thema zurück. Gefangene einer Obsession."
Seite 94

Julie ist das Chaos in Person, sie ist so eine wunderbare, vor Leben sprühende tolle Protagonistin, die ich mir sofort als meine beste Freundin gewünscht hätte. Obwohl sie zu teilweise wahnwitzigen Handlungen neigt, besitzt sie einen feinen Spürsinn in Bezug auf ihre Freunde und Mitbewohner. Sie weiß ganz genau, was sie von den einzelnen Personen zu erwarten hat, nur Ric, den kann sie nicht durchschauen. Als er in ihr Leben tritt steht bei Julie wirklich alles Kopf, denn ganz unbewusst verändert sie durch seinen Einzug ins Haus ihr komplettes Leben.
Sie ist warmherzig, hilfsbereit, hat verrückte Ideen und scheut nicht davor zurück diese auch in die Tat umzusetzen. Für ihre Freunde würde sie alles tun, was sie auch im Lauf der Geschichte immer wieder ausreichend beweist. Kurzum: Julie ist großartig !!!

Jeder Charakter den Gilles Legardinier erschafft hat so seine Eigenheiten über die man im Verlauf der Geschichte viel erfährt.
Da ist beispielsweise die resolut wirkende Bäckereibesitzerin Madame Bergerot, mit ihrem weichen Kern oder aber die zunächst eher unscheinbar wirkende Madame Roudan, die Julie ein Rätsel aufgibt, dessen Lösung so unerwartet und verblüffend einfach ist.
Einzig Ric ist und bleibt bis zum Ende undurchschaubar. Manchmal hatte ich das Gefühl, das Gilles Legardinier ihn nur in Julies Nähe hat ziehen lassen, damit sie aus Liebe zu ihm, unbewusst ihr Leben verändert. Nun ja, wie auch immer, es ist ihm geglückt.

Die Handlung ist sicher nichts allzu Spektakuläres, denn eigentlich dreht sich alles um Julies Alltag, der übrigens in der Ich-Perspektive geschildert wird. Dabei wird es jedoch niemals langweilig, denn Julie hat einfach immer neue, geniale wie verrückte Ideen, die den Leser dazu bringen, Seite um Seite zu verschlingen.
Und wie oben schon erwähnt: Die Magie des Autors machts :)

Noch kurz zum Cover: Muss ich dazu eigentlich überhaupt etwas schreiben ? Seht es euch an, ist es nicht einfach wunderhübsch ? Es ruft doch förmlich: Lies mich !!! Ich liebe es.

Fazit:

Dieses Buch ist mehr als ein französischer Liebesroman. Es ist ein wundervolles, warmherzig erzähltes, emotionales und verrücktes Märchen über die Freundschaft, über den Zusammenhalt und ja klar, auch über die Liebe.