Rezension

Eindringlich und traurig

Die Farbe von Milch
von Nell Leyshon

Bewertet mit 5 Sternen

Die Ich-Erzählerin Mary ist eine 14 jährige Bauerntochter und lebt im England des frühen 19. Jahrhunderts. Ihre Familie ist bitterarm . Gemeinsam mit ihren drei Schwestern arbeitet sie täglich hart auf dem Feld. Sie ist etwas langsamer als ihre Geschwister, denn sie hat von Geburt an eine leichte Behinderung und zieht ihr Bein nach. Nicht nur deshalb wird sie von ihrem Vater regelmäßig geschlagen und von ihren Schwestern kaum beachtet, während das Verhältnis zu ihrer Mutter sehr unterkühlt ist. Nur vom Großvater erfährt sie ein wenig Zuneigung. Als ihr Vater sie für wenig Geld als Dienstmagd an den örtlichen Pfarrer verschachert, ändert sich Marys Leben. Zunächst soll sie die kranke Frau des Priesters pflegen. Als diese verstirbt, könnte sie eigentlich wieder zurück auf den elterlichen Hof, aber der Pfarrer lässt sie nicht gehen. Er möchte Mary im Lesen und Schreiben unterrichten, dch dafür bezahlt das Mädchen einen hohen Preis. .

Die Handlung ist bis auf einen Twist am Ende des Buches recht vorhersehbar, sie macht aber nicht das Besondere an diesem Buch aus. Es ist die eindringliche Sprache Marys, eines Mädchens, das offenbar gerade erst Lesen und Schreiben gelernt hat. Auf den ersten Blick scheinen die Tagebuchaufzeichnungen Marys einfach und holprig zu sein, liest man genau, versteht man die Metaphern darin und erkennt die Poesie in wunderschönen Naturbeschreibungen. Man schließt die kluge Mary ins Herz, verliebt sich in ihre freche und offene Art und wünscht ihr so sehr, dass sie aus ihren Verhältnissen und der damit verbundenen Abhängigkeit ausbrechen kann.

Aber man weiß schon zu Beginn, diese Geschichte hat kein Happy End.

Eine Erzählung, die lange in mir nachhallt.