Rezension

Eine faszinierende, aber auch schockierende Familiengeschichte mit einem ernsten Thema.

Sie ging nie zurück. Die Geschichte eines Familiendramas - Emma Brockes

Sie ging nie zurück. Die Geschichte eines Familiendramas
von Emma Brockes

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist die wahre Geschichte von Emma Brockes’ Mutter Paula, die ihre Kindheit und Jugend in Südafrika verbringt und von ihrem gewalttätigen Vater missbraucht wird. Als sie ihn endlich anzeigt, muss sie erleben, wie er unbehelligt frei von jeder Strafe weiterleben kann. Die Autorin reist für die Recherche nach Johannesburg, verabredet sich mit unbekannten, zum Teil skurrilen Verwandten und studiert Gerichtsakten. Was sie dabei erfährt, wird sie für immer verändern …

„Eines Tages erzähle ich dir dir Geschichte meines Lebens, da wirst du staunen …“, so beginnt der Klappentext des Buches „Sie ging nie zurück“ von der Autorin Emma Brockes. Emma war zehn Jahre, als ihre Mutter diesen Satz das erste Mal zu ihr sagte. Doch es sollten noch viele Jahre vergehen, bevor Emma mehr von der Familiengeschichte ihrer Mutter erfuhr.
Diese war 1960 aus Südafrika nach London ausgewandert. Sie stammte aus der Familie DeKiewit und war das älteste von acht Kindern. In England ändert sie ihren Vornamen und lernt John kennen. Die beiden heiraten und bekommen eine Tochter, Emma.
Die 27-jährige Journalistin Emma ordnet nach dem Tod der Mutter mit ihrem Vater den Verkauf des Hauses, und sortiert die persönlichen Dinge von Paula. Ihre Recherchen werden sich als schwierig gestalten, zumal es eine große Verwandtschaft gibt. Emmas Reise ist nicht nur eine Reise in die Vergangenheit. Paula verlor schon sehr früh ihre Mutter und wuchs zu Zeiten der Apartheid in Südafrika auf.  Der Vater, ein Alkoholiker, gewalttätig, heiratete neu und so kamen noch weitere Geschwister dazu. Ausschlaggebend für den Fortgang aus Südafrika, das Verlassen der Geschwister, die Paula immer wieder vor den Übergriffen des Vaters schützen wollte, war auf jeden Fall der Vater. Im Nachlass der Mutter findet sich eine Pistole, die sie aus Südafrika mitgebracht hatte. Wenn die Tochter den eigenen Vater anzeigt, es darüber Gerichtsakten gibt, was steckte dahinter?
Die Recherche wird für Emma schmerzlich, denn es kommen schreckliche Dinge ans Tageslicht. Doch bei all dem zeigt sich auch die Schönheit Afrikas in den Zeilen, denn nicht alle Menschen sind schlecht. Die Zeit der Apartheid in Südafrika wird in diesem Familiendrama gut beschrieben.
Eine Reise zurück zu den Wurzeln – doch nicht immer kommt nur Gutes ans Licht.
„Sie ging nie zurück“, eine Hommage an Emmas Mutter. Die privaten Fotos fügen sich gut in die Handlung ein und gewähren einen Blick in die Familie. Dass die häusliche Gewalt, wie Emmas Mutter sie erfahren musste, selbst heute in unserer modernen Gesellschaft stattfindet, macht nachdenklich.
Eine faszinierende, aber auch schockierende Familiengeschichte mit einem ernsten Thema.
Das Buch mag nicht jeden Leser ansprechen, doch derjenige, der sich auf diese Geschichte einlässt, wird es nicht bereuen. Mein Buchtipp – und klare Lese-/Kaufempfehlung!