Rezension

Eine sehr fesselnde, spannende Geschichte

Die Bücherjäger - Dirk Husemann

Die Bücherjäger
von Dirk Husemann

Bewertet mit 4 Sternen

"Die Bücherjäger" erzählt vor dem Hintergrund des berühmten Konzils von Konstanz und des Abendländischen Schismas eine sehr fesselnde, spannende Geschichte. Der Protagonist ist Sekretär des Gegenpapstes Johannes XXIII. und bekommt als solcher sehr viel über die historischen Ereignisse mit; dem Autor ist es auf jeden Fall gelungen, Fakt und Fiktion miteinander zu verbinden und auch wenn er sich, wie er im Nachwort erklärt, einige Freiheiten genommen hat, wirkte die Darstellung insgesamt authentisch. Durch viele kleine Details wirkt die damalige Zeit lebendig und greifbar und es gibt einige Szenen, die zur eigenen Recherche anregen.

Der Fokus der Erzählung liegt auf einem geheimnisvollen, sehr brisanten Text, den Poggio Bracciolini in einem Kloster entdeckt. Dieses Buch berichtet von Geschehnissen, die das Potential hätten, die ganze Welt zu erschüttern, und alleine schon die Idee, die hinter diesem Werk steckt, fand ich sehr faszinierend. Man macht sich beim Lesen unweigerlich Gedanken darüber, welche Konsequenzen es hätte, falls tatsächlich alles Niedergeschriebene der Wahrheit entspräche, und es hat weitreichende Implikationen, sodass absolut verständlich ist, wieso verschiedene Personen versuchen, das Buch in ihren Besitz zu bringen und die enthaltenen Informationen für ihre Zwecke zu benutzen. Mir hat dabei besonders gut gefallen, dass viele der Figuren komplexe Motivationen hatten und sie manchmal gezwungenermaßen zusammen arbeiten mussten, selbst wenn ihre Ziele nicht unbedingt übereinstimmten. Jeder hat eigene Pläne und da diese oft im Widerspruch zueinander stehen, gibt es ein paar spannende Szenen, zum Beispiel Verfolgungsjagden oder direkte Auseinandersetzungen um den so potentiell bedeutsamen Text. Dadurch war die Geschichte spannend und durch die vielen verschiedenen Wendungen, die Husemann eingebaut hat, war die Entwicklung der Handlung bis zuletzt nicht vorhersehbar. Zwar fand ich das Ende ein bisschen knapp, doch es war davon abgesehen zufriedenstellend und hat gut zur Geschichte gepasst.

Durch mehrere Rückblicke bekommt der Leser Einblicke in den bisherigen Werdegang des Protagonisten und erfährt mehr über seine Motivation sowie das, was ihn antreibt. Poggio hat einige klare Schwächen, die ihn in brenzlige Situationen bringen, doch er war mir sympathisch. Die Charaktere waren insgesamt alle recht gut ausgearbeitet, selbst wenn ein paar der Nebenfiguren etwas blass geblieben sind, weshalb ich ihr Handeln nicht hundertprozentig verstehen konnte. Allerdings hatte ich bis zum Ende des Buches eine gewisse Distanz zu sämtlichen Charakteren, weshalb ich sie (und besonders ihre Dynamik untereinander) zwar interessant fand, aber in gefährlichen Situationen nicht richtig um sie bangen konnte. Deshalb habe ich einen halben Stern abgezogen.