Rezension

Erschreckend, berührend, Mut machend

Die Stille zwischen Himmel und Meer - Kati Seck

Die Stille zwischen Himmel und Meer
von Kati Seck

Der Roman beginnt mit einem großartigen Einstieg, der einen direkt in die Geschichte hineinzieht: ein Rückblick, „Vor sieben Jahren. Der eine Tag“ heißt es ganz am Anfang. Damit ist auch schon die erste Zeitebene eingeführt. Insgesamt gibt es drei davon, die sich immer wieder abwechseln:
In der Gegenwart reist die Protagonistin, Edda, an die Nordsee, um sich ihren Ängsten zu stellen. Angst vor der Weite, dem Himmel und den Menschen.
In der Vergangenheit hat sie Schreckliches durchgemacht, eingesperrt, isoliert.
Und dann gibt es „diese einen Tag“, die Schnittstelle zwischen den beiden.
Ich finde diese Art und Weise zu erzählen, das Verknüpfen von Gegenwart und Vergangenheit, sehr gelungen. Es passt zu der Thematik des Romans, da Edda sich viel mit ihrer traumatischen Vergangenheit auseinandersetzt.
Außerdem hat es mir sehr gefallen, wie ihre Geschichte sich dadurch erst nach und nach zusammengefügt hat. Als Leser konnte man selber mitdenken, und die Teile für sich zusammenfügen.
Und durch die Zeitangaben am Beginn der Kapitel wusste man auch immer, wo man gerade ist. Es kam also keine Verwirrung auf.

Die Figuren
Dort an der Küste, in der Stille zwischen Himmel und Meer, trifft Edda auf Hilde, die Vermieterin ihrer Ferienwohnung. Auf Mia, Hildes Enkelin, die trotz eigener Sorgen ihren wunderbaren positiven Blick auf das Leben nicht verliert.
Und sie trifft auf Sebastian, den seine eigenen Geister der Vergangenheit quälen. Erst grob und unsympathisch, aber hinter der Oberfläche doch viel mehr. Sie alle drei helfen Edda, jeder auf seine ganz eigene Art.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, schön ausgearbeitet und vor allem glaubwürdig. Überhaupt ist die Geschichte sehr ehrlich, es steckt viel Wahrheit darin.

Sprache und Stil
Die Sprache insgesamt flüssig und sehr angenehm zu lesen. Bildliche, detaillierte Beschreibungen machen es leicht, sich in die Situation hineinversetzten. Außerdem gibt es wunderschöne Metaphern, auch die Bilder Himmel und Meer tauchen hier immer wieder auf.
An zwei oder drei Stellen habe ich mich an einem Begriff gestoßen, der für mich nicht zu dem restlichen Sprachstil passte. Aber insgesamt hat Kati Sack eine wunderschöne Art zu schreiben, die einem wirklich ins Herz dringt. Ich konnte mich durchweg in Edda hineinversetzten unig mit ihr mitfühlen.

Erster Blick
Auch das Cover ist wunderschön und sehr stimmig. Es passt genau zu demTitel und der Geschichte: Der Himmel, das Meer und dazwischen die Silhouette einer Frau, die alleine im Watt steht. Und auch die Thematik kann man in dem Cover wiederfinden: die Einsamkeit, die Weite des Himmels und des Ozeans. Das ein wenig Traurige, Dunkle schlägt sich in den Wolken nieder. Aber gleichzeitig lässt sich Hoffnung erahnen, geht der Blick der Frau doch zum Horizont, dorthin, wo der Himmel heller wird.

Fazit
Mich hat das Buch sehr berührt, es war bewegend, manchmal erschreckend, und letztendlich Mut machend. Nicht umsonst heißt es in der Widmung "Für all jene, die manchmal verloren gehen". Dem kann ich nur zustimmen.