Rezension

genial

Das Verschwinden der Stephanie Mailer - Joël Dicker

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
von Joël Dicker

Bewertet mit 5 Sternen

~~Ich habe Joel Dicker erst relativ spät entdeckt. Damals stand die deutsche Veröffentlichung des zweiten "Baltimore"-Romans unmittelbar bevor und ich habe den "Harry-Quebert" aus einer Flohmarktkiste gezogen. Eine Sternstunde meiner Leserkarriere, denn dieser Franzose macht süchtig mit Geschichten, die so ganz anders sind, als alles, was ich bis dato kannte. Es fällt schwer, seine Bücher einem Genre zuzuordnen. Die Storys sind eine Mischung aus Spannungsromanen, Familiengeschichten, Liebesdramen. Außerdem ist es sehr ungewöhnlich, dass er als Franzose immer eine Kleinstadt in Amerika als Hauptort der Geschehnisse wählt. Und dennoch fühlt man sich beim Lesen sofort angekommen. Der Erzählton fesselt und zieht den Leser sofort hinein in die Handlung. Er spielt mit verschiedenen Zeitebenen und setzt dabei in die Vergangenheit immer sehr dramatische geheimnisvolle Vorfälle, die Auswirkungen auf die Protagonisten in der Gegenwart haben, ohne dass man am Anfang weiß, was eigentlich genau vorgefallen ist. So werden die Bücher immer zu einem Puzzle, welches nur nach und nach die Auflösung bringt und dadurch einen unstillbaren Drang des Lesers schürt, immer weiter zu lesen um endlich die ganze Wahrheit zu erfahren. Dabei gibt es immer wieder unvorhersehbare Wendungen und überraschende Volten, die zu Aha-Erlebnissen und Oha-Ausrufen führen.

 Genau nach diesem Schema ist auch "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" aufgebaut. Ein Mehrfachmord, das Rätsel um den wahren Täter, das spurlose Verschwinden einer Journalistin, die mehr zu wissen scheint als die Polizei. Mehr auch, als ihr wohl gut tut.

 Ich bin begeistert, auch vom dritten Buch des Autors. Angefangen beim Cover, welches farblich ein Genuss ist und perfekt zu den Vorgängern passt, bis hin zur Geschichte, die fesselt und so trickreich erzählt wird, dass man wirklich sehr lange mit rätseln kann. Es ist ein Spannungsroman, der diesen Namen wirklich verdient. Die Krimihandlung ist eingebettet in die Gesellschaftsstudie einer amerikanischen Kleinstadt in der es nur so wimmelt vor Eigenbrödlern, Durchschnittshelden, Kleinstadtgrößen, Alltagsschönheiten. Kraftvoll, menschlich und quicklebendig ist das Ensemble und sollte es diese Kleinstadt nicht wirklich geben, dann müsste man sie so und nicht anders bauen.