Rezension

Gruselig spannender Lesegenuss!

Revival - Stephen King

Revival
von Stephen King

Bewertet mit 5 Sternen

Kurzbeschreibung:

Der kleine Jamie spielt vor dem Haus mit seinen Plastiksoldaten, da schiebt sich ein dunkler Schatten über ihn, ein Schatten, den er sein Leben lang nicht loswerden wird. Er blickt auf und sieht Charles Jacobs über sich, den jungen Methodistenprediger, der in der neuenglischen Gemeinde gerade sein Amt antritt. Im Nu gewinnt der charismatische Jacobs die Herzen der gottesfürchtigen Einwohner. Den Kindern haben es vor allem die elektrischen Spielereien angetan, mit denen er Bibelgeschichten veranschaulicht. Das alles endet, als ihn ein entsetzlicher Unfall vom Glauben abfallen lässt und er eine letzte Predigt hält, die in einer rasenden Gottverfluchung gipfelt. Von der Gemeinde verstoßen, tingelt er fortan über die Jahrmärkte, wo er elektrische Experimente vorführt, die zunehmend spektakulärer werden. Und immer schrecklichere Folgen nach sich ziehen. Über die Jahre trifft Jamie, inzwischen drogenabhängiger Musiker, wiederholt auf Jacobs, der ihn jedes Mal tiefer in seine dämonische Welt zieht. Als Jamie sich dessen klar wird, gibt es kein Zurück mehr. Das finale Experiment steht bevor.

Meine Meinung:

Wenn ein neues Werk von Stephen King erscheint, so ist es für mich wie Weihnachten, Ostern, Geburtstag zusammen - sprich, ich freue mich unbeschreiblich darauf!

"Revival" wurde vorab als gruseliger Horrorschocker angekündigt.
So, wie in King´s "besten Zeiten". Nun gut, wer King kennt der weiß, das diese besten Zeiten, nicht gleich wirklich gute Zeiten für King selbst waren.
Wenn man sich dank Alkohol und Drogen nicht mal mehr genau erinnern kann ein Buch geschrieben zu haben, so denke ich mal, das das nicht gerade Zeiten sind, die man jemandem zurück wünscht.
Von daher kann ich persönlich sagen, man merkt, das King viel weiser, gesünder, gereifter und ausgeglichener schreibt. Was ein ganz normaler Prozess im Laufe eines Lebens ist. Früher tropfte das Blut quasi von Anfang an aus den Seiten, nun spielt King mit unserer Wahrnehmung, mit unseren Gedanken und lässt unser Kopfkino Achterbahn fahren. Die bildhaften Schreckensszenarien halten sich in Grenzen, doch angedeutete, rätselhafte Schockmomente, die unsere Vorstellungskraft rattern lässt, kann auch purer Horror sein, der mir sehr gut gefällt.
Ich persönlich mag auch die Vergleiche zwischen den früheren Romanen und den heutigen absolut nicht. Jeder Roman kann eine Klasse für sich sein und sollte kein Ableger aus früheren Zeiten sein.

Sehr viel aus King´s Leben fließt in die Story ein - Alkohol- und Drogensucht, das Leben "danach", die Musik, die Leidenschaft zum E- Gitarre spielen ("der ganze Scheiß fängt mit einem E an!"), Glaubensfragen und die Auseinandersetzung mit dem Leben nach dem Tod.

Die Story an sich ist wieder eine, die man - wenn überhaupt - so schnell nicht mehr vergessen kann. Experimentelles, ja, regelrecht fanatisches spielen mit der Elektrizität, ausgeführt von einem selbsternannten Heiler und dessen grausame Folgen...

Wow, das wurde wieder fantastisch umgesetzt!

Für einige mag die Story vielleicht einige Längen beinhalten. Für mich, war es mal wieder Satz für Satz reinste Erzählkunst a la King, ein reines Versinken in die Geschichte. Wir begleiten Jamie Morton fast ein Leben lang -beginnend an seinem sechsten Geburtstag, als er das erste Mal auf Reverend Charles Jacobs traf. Zum Ende hin ist Jamie 58 Jahre alt und er hat eine Menge zu  erzählen, besonders über seinen "fünften im Spiel" - wie er den Rev nennt.
Das hat mich ein wenig an Daniel Torrance aus "Shining" und "Doctor Sleep" erinnert, den man auch über eine solch lange Zeitspanne begleiten durfte.
Beide hatten Drogenprobleme, beide kamen davon weg. Daniel Torrance durch einen Entzug, Jamie Morton jedoch brauchte keinen, für ihn gab es eine andere Lösung. Nur welche, das muss man selbst gelesen haben....

Die Beschreibungen der Charakter waren wieder wunderbar beschrieben und ausgearbeitet. Jamie Morton wuchs mir im Laufe der Geschichte sehr ans Herz und im Gegensatz dazu, entwickelte man zu anderen Figuren genau das Gegenteil.

Wie bereits erwähnt, waren die Horrorelemente zwar vorhanden, gerade zum Ende hin. Doch sie nahmen nicht den Großteil der Geschichte ein.
Neben durchgängiger Spannung und tollen Beschreibungen der Geschehnisse, war stets ein immer währender, unterschwelliger Grusel zu verspüren, was alleine schon dem Plot der Geschichte zu verdanken war.

Fazit:

Für Stephen King - Fans natürlich mehr als empfehlenswert.
Wer jedoch eine blutige Horrorstory mit viel Gemetzel und Gewalt sucht, der ist hier falsch.
King spielt mit unserer Gedankenwelt, strapaziert unsere Nerven, beschert einem pures Kopfkino und die Frage, "Was wäre wenn..."? beschäftigt einen auch noch weitaus nach dem Lesen.

Sehr empfehlenswert!